1. Gerlinde - Teil 3


    Datum: 09.07.2017, Kategorien: Erstes Mal, Reif,

    dieser Aspekt. Auch wenn es ein hartes inneres Ringen war, aber noch war die Vernunft stärker in mir als die Lust, die Wohllust, die Geilheit und die Neugierde, endlich das fühlen zu wollen, was mir die Ehe, die Umstände und vor allem mein desinteressierter Mann alles vorenthalten hatten. Aber das war mir klar. In Zukunft – bei einer weiteren solchen oder ähnlichen Gelegenheit: Dann aber … ich zitterte vor Lust und zugleich Kraftanstrengung, die es mich kostete, ruhig zu bleiben … dann aber, ein nächstes Mal. Ich würde mich nicht mehr beherrschen wollen und können und … Tief atmete ich durch und riss mich vom Krankenbett weg, denn sonst wäre es schon jetzt zum berühmten 'aber nächstes Mal …' ge­kom­men. Mit zusammen gekniffenen Lippen nahm ich den Lappen von Richards Stirn, ging in die Küche und hielt den deutlichen gewärmten Stoff unter kalt fließendes Wasser. Ich brauchte einen Schluck, ein wenig zur Beruhigung, sagte ich mir, wie ich fühlte, dass mein Herz nun erst recht pochte, ja wahrlich raste. Gerade nun, wo die Kühle des Wassers den Kontrast zu meinen inneren Hitzen ganz besonders po­la­risieren ließ. Etwas, was ich seit einer gefühlten Ewig­keit nicht mehr getan hatte, schoss in mich ein und wie in Trance griff ich nach jener Flasche Schnaps, die immer noch seit der kleinen Eröff­nungs­feier bei mir über geblieben war – also schon fast zwei Jahre alt sein musste. Aber Schnaps verdirbt ja bekanntermaßen nicht, zumindest nicht die Flasche, nur den Konsumenten … nun ...
    denn: dieses Be­wusst­sein hatte aber bei meinem Heinrich auch nichts mehr ge­nützt. Auch sonst schenkte ich mir immer in ein Glas ein, einmal im Monat vielleicht, sicher nicht öfter, weil sich ja die Anlässe nicht an­boten … nun aber, ich kannte mich selbst nicht mehr: ich setzte an, nahm einen kräftigen Schluck aus der Flasche und wie flüssiges Feuer rann es meine Kehle hinunter. So wie gerade vorhin ganz anderes Zeugs dort hinunter geronnen war, fiel mir zwangsweise erneut ein und beinahe hätte ich mich ver­schluckt, so heiß wurde mir bei dem Ge­danken. Üblicherweise, so dachte ich gehört zu haben, auch natür­lich hinter vorgehaltener Hand, dass man sich bei der anderen Aktion leichter verschluckte … vor allem Anfängerinnen verrieten sich da­durch. Na dann – hatte ich ja noch mal Glück gehabt. 'War das gut, für beide Aktionen jetzt gemeint'!, sprach ich vor mich hin und stellte die Flasche zurück in den Kühlschrank. Nun sollte erst recht auch kein aushauchender verräterischer Geruch mei­nem Mund entströmen, kam ich mir vor wie jemand, der seine ver­bre­cherischen Spuren fast schon meisterlich verwischen konnte. Zurück zur Abwasch, wo ich das dicke Stofftuch auswrang, dann platzierte ich dieses kühle Etwas wieder auf Richards Stirn, die nun we­niger zu glühen schien. Aber sein Atem ging dafür heftiger und seine Brust hob und senkte sich – und weiter unten … da senkte sich nichts: Da hob sich nur etwas: die Decke, die im­mer noch, Marke Zir­kus­zelt, gegen den Plafond gedrückt ...
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