1. Der Musenkuss...


    Datum: 08.10.2016, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    Christian war in einer eher konservativen, engstirnigen Freikirche aufgewachsen, und wie sich herausstellen sollte, ein Frömmler der übelsten Sorte. Meli, die kein Kind von Traurigkeit gewesen war, musste sich in Keuschheit üben und begann, hochgeschlossene Blusen und knielange Röcke statt Minijupes zu tragen. Ich war entsetzt, doch gleichzeitig schaute ich mich zu Studienbeginn nach neuen Horizonten um. Dies alles trug dazu bei dass wir uns voneinander entfremdeten, und wir hatten nur noch wenig Kontakt. Wenig später - also mit knapp 20 Jahren - wurde die Hochzeit gefeiert. Meli und Christian hatten mich zur Zeremonie, wenn auch nicht zum anschliessenden Dinner, eingeladen, und es war zum aus-der-Haut-fahren: Christians Bibelgruppe schrummelten Anpreisungslieder auf der Wandergitarre und ein älteres Ehepaar aus seiner Kirche betete dafür, dass Meli 'nun auf den richtigen Weg finden würde'. Am anschliessenden Apéro betrank ich mich zielstrebig mit billigem Weisswein und verliess den Ort des Grauens. Nach Abschluss meines Grundstudiums verliess ich die Stadt meiner Jugend und zog arbeits- und studienhalber ins Ausland. Ich hatte eine Reihe mehr oder weniger einschneidender und beglückender Beziehungen und Affären, und genoss das Leben. Von Meli hörte ich nur sporadisch über gemeinsame Freunde, dass sie den griechischen Namen abgelegt hatte, und nun ihren 'Christlicheren' Zweitnamen, Maria, als Rufnamen angenommen hatte. Sie beendete ihr Grundstudium in Jura, Christian war in ...
    den praktischen Jahren auf dem Weg zum Psychiatriearzt, und in kurzer Folge bekamen sie drei Kinder, alle mit streng alttestamentarischen Namen: David, Leah und Esther. * * * Ende der zwanziger begannen dann viele andere Jugendfreunde zu heiraten, und es trudelten diverse Einladungen ein. An den meisten war ich nicht interessiert, doch als Lukas seine Hochzeit ankündigte, beschloss ich, wieder einmal meine alte Stadt und Jugendfreunde aufzusuchen. Es sollte ein rauschendes Fest werden, etwas ausserhalb der Stadt auf einem Landgut, und die Gäste würden eine Nacht dort beherbergt werden. Ich reiste alleine an, und zu meinem Erstaunen war Meli auch alleine da. Der Begrüssungsapéro kam langsam in Schwung und ich ging zu ihr herüber. Wir waren leicht befangen, weil wir und so lange nicht mehr gesehen hatten, doch wir begrüssten uns nicht minder herzlich und brachten einander auf den neusten Stand. Wie es sich herausstellte hatte Christian Wochenenddienst, doch da sie mit ihren Kindern in einer Hausgemeinschaft lebten, konnte Meli zur Hochzeit, während die Mitbewohner sich um die Kinder kümmerten. Ich musterte sie unauffällig. Die Zeit hatte es gut mit ihr gemeint, und sie war zu einer äusserst sinnlichen Frau gereift: die vollen Lippen und geschwungenen Augenbrauen kontrastierten harmonisch mit den markanten Wangenknochen. Ihr kräftiges, dunkles Haar rahmte ihr Antlitz effektvoll ein und ein und ein dicker Zopf reichte bis zwischen ihre Schulterblätter. Sie trug ein schlichtes, ja ...
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