1. Hotel


    Datum: 07.10.2016, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    weiß nicht, was man in so einer Situation sagen könnte und so richte ich mich ganz auf, krabbele über ihn hinweg, stolpere über die Bettdecke und flüchte mich ins Bad. Ich weiche meinem rotwangigen Spiegelbild aus, beuge mich über das Waschbecken, schaufele mir kaltes Wasser ins Gesicht. Als ich mich wieder aufrichte, steht er hinter mir, schlingt einen Arm um mich, streicht die verschwitzten Haarsträhnen zur Seite und küsst mich auf den Hals. Unsere Blicke treffen sich im Spiegel, ich schaue rasch weg, fürchte mir vor dem, was ich in seinen Augen finden könnte – und er in meinen. Er zieht mich mit sich, streckt eine Hand aus, dreht das Wasserhahn an der Wanne auf. „Baden oder Duschen?", fragt er leise in mein Ohr hinein. „Beides?", frage ich leise zurück. Wir steigen unter den Duschkopf über der Wanne, lassen uns erst das Salz von der Haut spülen, stöpseln den Abfluss zu, lassen warmes Wasser in der Wanne aufsteigen. Auf dem Wasser fehlt Schaum, ich klaube die vor wenigen Stunden weggeworfene Seife aus dem Mülleimer, löse sie in dem warmen Wasser auf, schmiege mich mit dem Rücken an seine Brust. Die Seife schäumt nicht, hinterlässt nur helle Schlieren in dem klaren Wasser und schweren, muffigen Lavendelgeruch in der feuchtwarmen Luft. Er nimmt mir das kleine Seifenstück aus der Hand und fährt mir damit über Brüste und Bauch, kreist über meinem Schambein, lässt sie kurz zwischen meine Schenkel gleiten und zurück zu meinen Brüsten wandern. Als sie zu matschig ist, um sie ...
    festzuhalten, öffnet er die Hand und ich schaue zu, wie der Rest kurz über meinen Bauch schwimmt, auf meine Oberschenkel hinabsinkt und sich dort zu einer schmierigen Wolke auflöst. Er schlingt beide Arme um mich und in seiner Umarmung entspanne ich mich nach und nach, schließe die Augen, genieße seine Nähe und den überraschenden Frieden, der sich plötzlich über mich legt. Wir dösen auf der unbenutzten Seite des Hotelbettes auf einem straffen, glatten Laken. Wir schlafen ein, wachen wieder auf, küssen uns, umarmen uns, halten uns fest. Wir sprechen nicht, fragen nichts, sagen nichts, denn alles was zu sagen war, wurde schon lange vorher ausgesprochen. Ich weiß von seiner Welt außerhalb dieser Hotelwände, er von meiner. Es gibt nichts zu sagen oder zu fragen, und selbst wenn, es würde nichts ändern. Als die Nacht sich ihrem Ende entgegen drängt, dringen leise Geräusche durch die Tür herein, Klappern, Rumpeln, das Personal ist erwacht und bereitet den neuen Tag vor. Ich schmiege mich enger an ihn, will ihn, uns, auskosten, solange es noch dauert. Mit dem ersten grauen Morgenlicht, dass sich in das Zimmer drängt, erwachen unsere Glieder aus der Erstarrung; mal ist er über mir, mal unter mir. Ohne die Raserei des Vorabends triumphiert die Lust an der Langsamkeit, wir zögern hinaus, immer wieder und wieder, wir verzögern endlos – die pulsierende Süße der Befriedigung und den Moment des Abschieds. Er geht zuerst, ein letzter Kuss, ein letzter Blick, dann ist er fort. Ich öffne das ...