1. Die Rettung aus der Gosse


    Datum: 20.06.2017, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    stellte er sich vor, "und sie sind --", er mußte sich zu meinem Busen herabbeugen -- "die hätten die Schilder aber auch mit einer größeren Schrift machen können -- entschuldigen Sie noch mal -- Frau -- Knaack!" "Knaack, Melanie Knaack", sagte ich fast gleichzeitig, worauf er lachend sagte: "Dann hab ich's ja richtig entziffert! Und wo kommen Sie her?" "Ich bin Studienrätin in Hamburg." "Und ich ebensolcher in Marburg. -- Darf ich fragen, wo Sie studiert haben." "Nur in Hamburg." "Ich in Marburg und Frankfurt. -- Und wann haben Sie absolviert?" "1983." "Ich schon 1972. Dann sind wir uns auch beim Studium nicht über den Weg gelaufen. Aber waren Sie nicht vor zwei Jahren auf der Tagung in Erlangen? Ich glaube, ich erinnere mich, ich hab Sie da gesehen." "Ich war da. Aber ich kann mich, ehrlich gesagt, an Sie nicht erinnern." "Ich mußte auch nach einem Tag wieder abreisen. Meinem Vater ging es plötzlich sehr schlecht." "Das ist ja traurig. Und wie geht es ihm jetzt?" "Er hat sich wieder gerappelt und ist munter wie in alten Tagen. Meine Mutter lebt auch noch und ist kerngesund." "Wie schön für die beiden." "Ja, wirklich! -- Deutsche Beamten!", begann er zu lästern, das machte ihn mir gleich noch sympathischer, "wenn der Kongreß nicht in die Ferien fallen würde, --" "fiele", korrigierte ich ihn lachend. "Sie haben ganz recht, Frau Kollegin! Fiele der Kongreß nicht in die Ferien, dann wäre hier die halbe deutsche Lehrerschaft. -- Ich muß das meinen Schülern auch immer korrigieren." ...
    "Geben Sie auch Deutsch?" "Nein, aber bei den Übersetzungen aus dem Griechischen und Englischen." "Dem Englischen?" "Ja, meine Fächer sind Englisch und Griechisch. Man weiß doch nie bei den Eseln in der Kulturpolitik, wann sie den Griechischunterricht ganz zumachen." "Dann ist es ja gut, daß ich außer Griechisch auch Deutsch und Lateinisch hab." "Genau, Frau Kollegin! -- Haben Sie hier ein Referat angemeldet?" "Nein, da war ich zu faul zu --" "Dazu war ich zu faul!" korrigierte mich jetzt Herr Kroll lachend seinerseits. "Ja, aber so sagt man im Norden, und nach Meillet ist das ur-indoeuropäisch, und das mögen die deutschen Philologen sonst ja so gern. Wie im englischen `to take off' -- und bei Homer --" "Sie haben ja recht, aber die linguistischen Vorträge sind erst nächste Woche!" "Sie haben ja auch recht, Herr Kroll", sagte ich lachend, "sagen Sie, worüber werden Sie sprechen?" "Übermorgen werde ich vorschlagen, den Kanon der in der Schule gelesenen Schriftsteller zu ändern. Vielleicht weniger Thukydides, aber in jedem Fall auch die Komödie. Lysistrate als pazifistisches Stück und mit den herrlichen Homer-Parodien muß rein, vielleicht gekürzt." "Ohne die vorgeschnallten Phalli." "Vielleicht ohne die vorgeschnallten Phalli, aber unsere Jungs und Mädchen in den Abiturklassen wissen doch alle, was das ist!" "Und wofür man sie gebraucht." "So weit habe ich gar nicht gewagt zu denken in Gegenwart einer Dame! -- Darf ich fragen, wo Sie wohnen. Ich kann Sie nachher zu Ihrem Hotel ...
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