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Die Rettung aus der Gosse
Datum: 20.06.2017, Kategorien: Erotische Verbindungen,
Siggi nur den Campingführer für Südeuropa, und Polen zählten die Herausgeber schon zum Norden. So mußten wir selbst nach einem Campingplatz fragen, aber da "Camping" ja ein international verstandenes Wort ist, hatten wir keine große Mühe, nahe einem noch in den Beskiden gelegenen Dorf einen gemütlichen Platz zu finden. Hier gab es zum ersten Mal verschließbare Duschkabinen, was Siggi gleich bemerkte; er leistete mir in meiner Kabine Gesellschaft, und wir halfen uns beim Einseifen, Abspülen und Sonstigem. Am nächsten Tag sahen wir uns auf der kurzen Strecke nach Krakau Bochnia und andere kleine Städtchen an, alle gemütlich, tadellos restauriert und in der Mitte mit einem für diese Weltgegend typischen riesengroßen Marktplatz. Auf dem Krakauer Campingplatz hatte uns die Zivilisation wieder. Er war sehr gut ausgestattet und auch sauber, aber er war fast voll besetzt, und es lief merkwürdiges Volk herum, zwielichtige Gestalten, die uns Uhren, mir BHs und Siggi weibliche (!) Reizwäsche anboten, und noch zwielichtigere Gestalten, die nichts anboten, sondern eher etwas zu suchen schienen. Hier wollten wir zweimal übernachten, und am Tag dazwischen Krakau und vor allem Auschwitz besuchen. Der Rundgang durch das Konzentrationslager Birkenau schlug uns sehr aufs Gemüt, auch Siggi kamen die Tränen, wie ich ihm auch die polnischen erklärenden Texte versuchte zu übersetzen. "Sechs Millionen ..." sprach er immer wieder vor sich hin. Am Ausgang legte er sich mit einem Buchverkäufer an, ... der auf seinem Stand ein Buch auf polnisch und deutsch verkaufte, das vorrechnete, in Auschwitz seinen viel, viel weniger Juden umgebracht worden als inzwischen allgemein anerkannt. Siggi konnte es nicht fassen, daß sie hier "solchen Schund" verkaufen dürfen. Zu Abend aßen wir schweigend in einem Nobelrestaurant (angeblich aus dem 14. Jahrhundert) am Krakauer Marktplatz, und abends im Wohnmobil sahen wir mit Siggi einen polnischen Bildband über Auschwitz an, den ich mir gekauft hatte und aus dem ich Siggi die Bildunterschriften übersetzte, soweit mir das ohne Wörterbuch gelang. Am nächsten Tag wollten wir bis Stettin kommen, und dann am Tag darauf nach Greifswald rüberfahren. Weil wir uns aber beim Besichtigen von Breslau und Posen zu lange aufhielten, schafften wir es nur bis Schwerin an der Warthe. Der Campingplatz war klein, gemütlich und tadellos sauber, aber im Postamt des Städtchens gelang es nicht, eine Verbindung mit dem weniger als 100 Kilometer entfernten Greifswald herzustellen. Bisher hatte Siggi seine Tochter Hildegard wohlweislich noch nicht angerufen, da er nicht genau wußte, wieviele Tage wir auf dem Weg zubringen würden. Es kam auch nicht darauf an, denn es waren ja Ferien. So konnten wir nur hoffen, daß wir sie am folgenden Tag zu Hause antreffen würden. Dafür kaufte ich mir in einem sehr dörflich anmutenden Gemischtwarenladen für wenig Geld einen soliden kleinen Koffer, damit ich meine mitgebrachten und die in Griechenland gekauften Kleider nicht zu sehr ...