1. Da Vincis Lustmaschine Teil 02


    Datum: 10.06.2017, Kategorien: Berühmtheiten,

    einer politischen Intrige, einem Giftmord oder einem anderen Anschlag auf ihr Leben zum Opfer zu fallen. Ihr eigener Mann, Ludovico Sforza, war durch den Auftragsmord an seinem Neffen Gian Galeazzo Sforza erst ein halbes Jahr zuvor an die Macht gekommen -- nachdem er bereits neun Jahre vorher in einem ersten Putschversuch den damaligen Mailänder Herzog, seinen eigenen Bruder Galeazzo Maria Sforza und somit Vater Gian Galeazzos, auf ähnliche Weise gewaltsam vom Mailänder Fürstenamt „entfernen" ließ. Scheiterte der erste Versuch der erzwungenen Machtübernahme Ludovicos noch am Widerstand des Mailänder Hochadels und des damaligen Papstes, so hatte er in den darauf folgenden Jahren genügend Zeit so viele gesellschaftliche Allianzen zu schließen, dass er den Mord am Sohn seines beseitigten Bruders in Ruhe planen und ausführen konnte, ohne ihn großartig vertuschen zu müssen. Sein Einfluss reichte inzwischen sogar bis an die Spitze der mächtigsten Organisation seiner Zeit, des Vatikans -- der aktuelle Papst Alexander VI aus dem Hause Borgia, ein ebensolcher Machtmensch wie er selbst, verdankte sein Amt einem Kuhhandel mit der Sippe der Sforza, den Ludovico eingefädelt hatte. Zum Zeitpunkt der Machtübernahme in Mailand war Sforzas Position daher bereits so gefestigt, dass er den eigentlichen Nachfolger auf dem Herzogthron, Gians vierjährigen Sohn Francesco, einfach übergehen konnte. Nicht, dass Adel oder Klerus keinen vierjährigen Knaben als Herzog nicht akzeptiert hätte -- es ...
    hätten sich aus diesen hohen Kreisen sicherlich genügend „Berater" gefunden, die sich bis zum Erreichen des vierzehnten oder sechzehnten Lebensjahres des Kindes gerne an der stellvertretenden Führung der Regierungsgeschäfte eine goldene Nase verdient hätten. Aber Ludovico Sforza hatte es inzwischen verstanden, durch die Ausführungen zahlreicher kleiner, nicht selten schmutziger „Gefälligkeiten" sich im Laufe der Zeit die Loyalität der wichtigsten Mailänder Familien nachhaltig zu sichern. Der Volksmund nannte Ludovico Sforza daher auch „Il Moro", was „der Dunkle" oder „der Maure" (Araber/Türke) bedeutet. Einerseits besaß er eine dunklere Hautfarbe als der Durchschnitt, was diese Namensgebung nach außen hin politisch unbedenklich „verkaufbar", ja sogar für Sforza selbst akzeptabel machte. Dennoch war niemandem, auch dem einfachen Volke nicht, verborgen geblieben, dass Ludovicos Ehrgeiz offenbar so groß war, dass er auch vor Mord in der eigenen Familie nicht zurück schreckte. Daher spiegelte Ludovicos Spitzname für den Mailänder Pöbel stets auch den dunklen, sinistren Charakter Ihres Herrschers wieder. Denn Europa hatte zu diesem Zeitpunkt bereits Jahrhunderte des permanenten Kampfes mit seinen Erzfeinden, den Mauren, hinter sich. Besonders in den von den Arabern und Türken permanent bedrohten südlichen Europäischen Ländern, allen voran Spanien und dem Balkan, aber auch in Italien, war die Titulierungen einer Person als „Moro" (oder „Feind") daher alles andere als ein Zeichen von ...
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