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Freiräume
Datum: 31.05.2017, Kategorien: BDSM,
schloss die Augen, presste neue Tränen hervor und schluckte schwer. »Es war die Strafe.« »Die Strafe für was?« »Er wollte mich für sich alleine.« Hinter der verheulten Maske schimmerte ein Lächeln, Tine schluchzte und schüttelte den Kopf: »Ich bereue es nicht. Ich werde an jedem gottverdammten Tag belohnt, wenn sie ihre kleinen Arme nach mir streckt, oder mit ihrer süßen Stimme „Mami" ruft.« Tine schmiegte ihren Kopf an Mias Hals und empfand eine Vertrautheit, die nach den wenigen Stunden, die sie Mia kannte, nicht sein konnte. »Möchtest Du zu ihr?«, fragte Mia und fuhr Tine liebevoll durchs Haar. »Ich weiß nicht ... nein, nicht jetzt ... noch nicht.« »Du bist oft alleine«, stellte Mia fest und Tine schlang ihre Arme um sie: »Ich bin froh, dass du bei mir bist -- ach, es tut mir leid für den Abend.« »Glaube mir, der Abend hat seinen Zweck erfüllt.« Gemeinsam schweigend, atmend, fühlend -- für einen Moment. Mias Stimme klang warm: »Du hast von einem Dämon gesprochen.« »Wann?«, fragte Tine. »Vorhin. Kurz bevor du zusammengebrochen bist. Ich war mir nicht sicher, ob ich zu weit gegangen bin, bis ich erkannte, dass du deinen eigenen Film drehst.« »Hm, der Dämon ist ein blöder Arsch. Ich habe ihn aus meinem Leben verbannt und jeden Kontakt abgebrochen, auch um die Kleine zu schützen -- er weiß nicht, dass sein Kind ein Mädchen ist.« »Wenn du einen Anwalt brauchst: Ich habe da ein paar Koryphäen in meiner Kundenkartei, obwohl ich Privates und Geschäftliches nicht gerne ... vermische.« Tine erhob ihren Kopf und blickte in Mias Augen: »Ich benötige jemand der mich führt, der mir Halt gibt, an der Grenze des Möglichen. Ich will wieder unbefangen leiden und lieben können -- du weißt, was ich meine?« »Tine.« »Ja?« »Ich liebe Herausforderungen«, sagte Mia und zog Tina zu sich heran, umarmte sie und gab ihr das Gefühl von Geborgenheit. *** Ein Taxi rollte durch das nächtliche Wohngebiet und setzte Tine vor ihrer Haustür ab. Sie schenkte dem Fahrer beim Bezahlen das aufrichtige Lächeln einer müden aber glücklichen jungen Frau. Vor der Wohnungstür zog sie ihre Schuhe aus und schlich auf Zehenspitzen ins Bad. Sie duschte ausgiebig und verschaffte sich mit dem harten Strahl des Brausekopfes einen Orgasmus. Es war ein schwacher Ausklang dieses Abends, im Anbetracht der durchlebten Emotionen -- Tine genoss ihn dennoch. Mehr tupfend, als reibend, trocknete sie ihren geschundenen Körper ab und cremte sich von Kopf bis Fuß mit Ringelblumensalbe ein. Sie schlich in ihrem alten, verwaschenen Lieblings-Kuschel-Schlafanzug aus dem Bad und warf ein Blick ins Wohnzimmer: Ihre Mutter schlief auf dem Sofa. Tine schaltete den Fernseher aus und deckte ihre Mutter mit einer Wolldecke zu. Einen Raum weiter lag die Kleine in ihrem Bett und schlummerte friedlich. Tine brachte die Decke in Ordnung und ging zufrieden in ihr Schlafzimmer. An Schlaf war nicht zu denken. Tine lag erschöpft in ihrem Bett und genoss den Nachhall der Glücks- und Schmerzhormone in ihrem Körper. Abgesehen von ...