1. Paul


    Datum: 28.05.2017, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    bin hier, ich bin hier. Es geht vorbei. „Ich weiss", sagt er. Er bleibt ein bisschen auf den Knien, dann rappelt er sich auf, sinkt wieder in sich zusammen, uebergibt sich noch einmal. Er steht auf, etwas zitternd, noch immer verschwitzt, gibt ihr so etwas wie ein Laecheln. Ally lacht leise und warm, fuer ihn, ohne Grund. Er auch. Sie zieht ihn hinter sich her ins Bad, sieht ihm zu, wie er sich mit den HaendenWasser ins Gesicht klatscht, wie er Wasser in den Mund nimmt, ausspuckt, trinkt, verlaesst sich auf weibliche Intuition und findet irgendwo ein Handtuch, das nicht benutzt ist. Er wischt sich damit ueber sein Gesicht und trocknet sich die Haende. „Ich hab einen Tumor", sagt er ohne Vorbereitung. Ally schweigt. Er starrt sie an, sie starrt ihn an. „Was?" fragt sie. „Hast richtig gehoert", meint er und macht ein paar Schritte auf die Tuer zu. Sie haelt ihn auf. „Die wissen das nicht, oder", fragt sie. „Sollen sie auch nicht", sagt er, wendet sich ihr wieder zu. „Mir war auch glaube ich nicht deswegen schlecht. Aber ich ...
    sterbe bald. Er ist zu gross." Ally kann nicht sagen warum, aber sie weiss, sie ist eine der wenigen, die es weiss. Irgendetwas beginnt in ihr zu gluehen, zu brennen, auch wenn es sie schockt, was er sagt. Sie sagt nichts. Nimmt seine Hand, drueckt sie gegen seinen Bauch, laesst sie wieder los. Er laesst sie gewaehren. Er hat sich soweit wieder unter Kontrolle. „Sehen wir uns wieder?" fragt er, bevor sie beide das Bad verlassen und Ally nach Hause faehrt. Ich krame nach einem Filzstift und schreibe ihm meine Nummer auf den Arm, ganz unsicher ploetzlich, ohne ein Wort. Ich weiss, dass er mich anrufen wird. Wie es weitergehen wird, weiss ich nicht. Ich weiss auch, dass ich mir kurze Zeit spaeter nicht mehr sicher sein werde, ob es weitergeht, ob er mich wirklich anruft. Aber hier, jetzt, weiss ich es. Ohne ein Wort drueckt Ally seinen Arm und geht. Sie spuert noch lange seine Hand, die einen Moment schwer auf ihrer Huefte gelegen hat, als sie die Tuer oeffnete. So als habe seine Waerme, seine Staerke dort einen Abdruck hinterlassen.
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