1. Eine nicht alltaeglicheFrau 02


    Datum: 26.05.2017, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    wieder. Dann kamen die Hautauschläge. Ihr Immunsystem rebellierte und spielte komplett verrückt. Wie verrückt, das zeigten besonders die Fotos der ersten vier Wochen nach Ausbruch der Erkrankung. Keine Frage, Agnetha war im wahrsten Sinne des Wortes "dünnhäutig." Den Namen dieser ungewöhnichen und schlimmen Hauterkrankung habe ich vergessen, die Fotos hingegen nicht. Dafür waren sie zu eindrucksvoll. Schrecklich eindrucksvoll. Besuchten sie ihre Eltern? "Ja, das taten sie, Mike. Und möchtest du wissen, was der erste Kommentar meiner Mutter war?" Reflexartig schüttelte ich den Kopf, entkam der Antwort aber nicht. "So bleibt erst recht keiner mehr bei dir." Wieso hatte sie nicht spätestens ab diesem Moment den Kontakt zu ihren Eltern komplett eingestellt? "Familie kann man sich nicht aussuchen, Mike. Und man kann ihr auch nicht entfliehen. Nicht wirklich." Das deckte sich mit meinen Erfahrungen. Und dann kam- wie nebenbei gesprochen- ein ganz bitterer Satz. "Man kann nur warten, bis sie endlich das Zeitliche segnen. Und DAS passiert eines Tages garantiert! Wenigstens darauf kann man sich verlassen." Agnetha verbrachte fast ein ganzes Jahr in verschiedenen Spezialkliniken für Hautkrankheiten und Hauttransplantationen. Es waren einige Operationen nötig, sie so hinzubekommen, wie sie heute aussah. Den regelmässigen Besuch im Solarium brauchte sie, um die Depressionen, die sie noch immer regelmässig unvermittelt heimsuchten, zu bekämpfen. Ich wollte gehen. Ich wollte alleine ...
    sein. Selten zuvor hatte eine Erzählung mich so sehr aufgewühlt. "Mike?" "Ja, Baby?" "Komm. Leg dich zu mir." Ich gab Agnethas Drängen nach und fuhr mit ihr zu ihren Eltern. Seit Wochen hatte sie diesen Wunsch geäussert. Die Hütte war schon von außen besehen wirklich beeindruckend. Agnetha hatte nicht übertrieben. Sie stand etwas ausserhalb Stuttgarts. Genauer: Sie stand mitten auf einer grünen Wiese. Wir fuhren durch ein kleines Tal- und dann war es plötzlich da: ein beeindruckender Glaspalast, der sich mitten aus der Landschaft erhob. Es wirkte mehr wie ein Atelier als ein Wohnhaus. Es erschien organisch mit der Landschaft verwachsen. Ich habe wenig Ahnung von Architektur. Eigentlich gar keine. Häuser und Wohnungen müssen praktisch sein. Geräumig.Sie müssen genügend Platz bieten, vor allem für Bücher. Aber der Anblick dieses Hauses hatte etwas spirituelles; ein Begriff, der mir bisher noch nie im Zusammenhang mit einem Haus in den Sinn gekommen war, von Kirchen und Kathdralen einmal abgesehen. Dieses Haus strahlte Schönheit, Eleganz und Frieden aus. Mir kamen Agnethas Schwierigkeiten mit ihren Eltern in den Sinn. Die heftigen Streitereien, die sich mit ihnen am Telefon lieferte, und von denen ich in den letzten Wochen des öfteren Zeuge geworden war. Und dann dieses Haus! Man konnte sich nicht vorstellen, dass darin unsympathische oder gar schlechte Menschen wohnen. Die Begrüssung war herzlich. Ihr Vater hatte eine starke Ähnlichkeit mit Gerhard Schröder, dem späteren ...
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