1. Im Zug


    Datum: 28.03.2017, Kategorien: Voyeurismus / Exhibitionismus,

    Sie war irgendwie cool. Und lustig. Er mochte das an Frauen. Es gab so wenige Frauen, die wirklich richtig lustig sein konnten. Er hatte da so eine Theorie, dass es sich für Frauen nicht lohnte, lustig zu sein, weil die meisten Männer kein Interesse daran hatten, über die Witze von Frauen zu lachen. Im Gegenteil, von einer Frau, die Witze machte, fühlten sich die meisten Männer bedroht. Zumindest die, die sich selbst für lustig hielten - also fast alle. Für diese Männer war es wichtiger, eine Frau zu haben, die über ihre - meist nicht sehr lustigen - Witze lachte. Aber er mochte es, wenn eine Frau selbst lustig war. Vielleicht auch nur deswegen, weil er sich selbst nicht für sehr lustig hielt. Er hatte sich im Zug notgedrungen neben sie gesetzt. Der Zug war ziemlich voll gewesen und er war froh gewesen, überhaupt diesen Platz entdeckt zu haben. Erst als er sich an ihr vorbei auf den Fensterplatz schob, war ihm ihr großartiges Lächeln aufgefallen. Das Lächeln ging von Mund und Augen gleichermaßen aus und strahlte eine große Wärme aus. Ihre Augen hatten ihn so angefunkelt, als würde sie ihn schon ewig kennen. Als sie ihn ansprach, dachte er zuerst, sie hätte ihn verwechselt oder wäre ein wenig verrückt. "Schön, dass Du endlich kommst, um mir Gesellschaft zu leisten." Ein Blick in ihre lachenden Augen verriet ihm dann aber, das beides nicht wahr war. Er hatte unsicher gelacht, nicht sicher, was er erwidern soll, und hatte schließlich gar nichts gesagt. Aber das war in Ordnung ...
    für sie gewesen. Er hatte sein Handy ausgepackt und sich die Ohrstöpsel eingesteckt, um eine Fernsehserie zu sehen. Als sie die Eröffnungssequenz gesehen hatte, hatte sie ihn gefragt, ob er nicht seine Ohrstöpsel mit ihm teilen wollte. "Modern Family ist meine Lieblingsserie!", hatte sie ihm versichert. Was hätte er darauf antworten sollen? Also hatte er seine Ohrstöpsel mit ihr geteilt und bei sich gedacht, wie intim das Teilen eines Ohrstöpsels doch ist. Auf gleicher Ebene wie aus einer Flasche trinken, hatte er gedacht. Es war zuerst ein bisschen unbequem gewesen, gemeinsam auf den kleinen Bildschirm zu gucken. Schon nach kurzer Zeit hatte sie sich dann aber an ihn geschmiegt und ihren Kopf an seine Schulter gelegt. Bei anderen Frauen hätte er das wohl als distanzlos angesehen, aber so wie sie es tat, hatte es eine Natürlichkeit an sich, die jegliche Zweifel an der Angemessenheit ihres Verhaltens im Keim erstickte. Sie hatten zusammen gelacht - sie herzlicher als er - und es hatte sich gut für ihn angefühlt, das Beben ihres Lachens an Schulter und Arm zu spüren. Nach einer Weile hatte er gemerkt, dass sie nicht mehr mitlachte. Mit einem Seitenblick hatte er festgestellt, dass sie ihre Augen zu hatte und offensichtlich schlief. Auch das hatte sich gut angefühlt. Schon als er sich an ihr vorbeigeschoben hatte, hatte sie eine Decke über den Beinen gehabt, um sie vor der Auskühlung in dem klimatisierten Waggon zu bewahren. So gut es ging, ohne ihren Schlaf zu stören, hatte er ...
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