1. Ich Wünschte...


    Datum: 31.01.2017, Kategorien: BDSM,

    „War nur ein Scherz!" Und sie grinste. Wieder dieses seltsame Lächeln, das ich nicht deuten konnte. War es spöttisch oder wollte sie Sympathie damit ausdrücken? Was wollte sie mir sagen? Ich atmete jedenfalls auf. Dann tat sie etwas, das mir die nächsten Tage nicht aus dem Kopf gehen sollte. Um mir zu zeigen, dass sie es nicht böse meinte, fasste sie meinen Arm und lehnte sich ein wenig zu mir. Eine dieser vertraulichen Gesten, die man unter Freundinnen ganz selbstverständlich macht, aber eben nicht zu Fremden. Schon gar nicht in solch einer asymmetrischen Beziehung, wie sie eine Schülerin zu einer Lehrerin hatte. Mir schien diese Berührung vollkommen fremd und deplatziert. Aber in ihrem Auftreten war keine Spur Unsicherheit oder Zögern zu erkennen. War ich einfach nur übersensibel? „Keine Sorge, war nur ein Scherz. Sie müssen sich nicht ertappt fühlen oder so. Suchen Sie nur Ihre Bücher. Geht mich ja gar nichts an!" Es war überraschend, und erst schreckte ich ein wenig zurück, ihre Hand auf meinem Unterarm zu spüren. Es fühlte sich seltsam an. Auf der einen Seite war ihre Hand weicher als ich erwartet hätte von ihrem in mancher Hinsicht virilen Auftreten. Auf der anderen Seite fühlte es sich wie das Kribbeln einer Spinne auf dem Arm an. Etwas, das man schnell wegwischen wollte. Aus reinem Reflex. Aber der zweite Gedanke war nicht mein eigener, es war meine Moral, die mir dieses bedrohliche Gefühl einreden wollte. Eine Sekunde später war sie verschwunden. Später bekam ich ...
    diese Geste nicht mehr aus dem Kopf. Sie hatte so etwas Vertrautes, aber auch Vertrauliches. Es war eine Geste der Nähe. Wie kam sie, wie kam eine Schülerin dazu, sich mit solcher Selbstverständlichkeit und mit solchem Selbstbewusstsein mir gegenüber zu verhalten? Ich strich über die Stelle, an der ihre Hand meinen Unterarm umfasst hatte. Ihre Hand war nicht außergewöhnlich. Schmal, schlank, eine Mädchenhand halt. Und doch musste ich den ganzen Tag über immer wieder an die Stelle greifen. Als hätte sie ein Mal hinterlassen. Und am Abend musste ich über ihre Worte nachdenken. Sie hatte erkannt, dass sie mich ertappt hatte. Sie hatte erkannt, dass ich ein schlechtes Gewissen hatte und ihre Bemerkung zu der Suche nach den Büchern zeigte, dass sie meine Ausrede als solche identifiziert hatte. Ich war nicht gut im Lügen, war es noch nie gewesen. Acht Liz ersetzte für mich das, was Hans am Ende in der anderen Stadt gewesen war. Jemand, an dessen Schicksal man Anteil nahm. Warum sie, wo sie doch so verboten war? Eine Lehrerin stellte einer Schülerin nicht nach. Es war ein ehernes Gebot. Ein absolutes Tabu. Was ich an ihr mochte? Es war so vieles, und es blieb doch so vage. Was wusste man schon von einem Menschen, den man immer nur flüchtig für wenige Sekunden sah? Immer nur Fetzen und winzige Schnipsel, die man zu einem Bild zusammensetzen musste. Und jedes neues Teilchen bedeutete eine neue Facette. In all dem, was mir an ihr mysteriös vorkam, glaubte ich doch auch immer ein Stück ...
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