1. Die Violinistin und die Bassistin


    Datum: 13.01.2017, Kategorien: BDSM,

    In der Mitte steht der Sänger und da steht vielleicht auch noch der Lead-Gitarrist. Meiner Meinung nach steht da nicht der Bassist. Der ist im Hintergrund. Der ist wichtig, aber nur wer Ahnung von Musik hat, kann das richtig einordnen. Wenn man sich die White Stripes anhört, weiß man wie viel so ein Bass ausmacht, denn, egal wie gut die Musik ist, etwas fehlt: Der Bass. Drei Instrumente gehören mindestens in eine Band. Eins davon ist der Bass. Man hat immer eine Band um sich und man spielt mit ihr zusammen. Wenn es läuft, dann klickt man mit dem Schlagzeuger, denn Bass und Schlagzeug sind für den Rhythmus der Band verantwortlich. Gitarre und Gesang für die Melodie. Aber wenn es auch anders läuft bei unseren Instrumenten, so verstand ich, wie man sich in der Musik verlieren kann, wie alles verschwindet bis auf die Töne, wie man in den Groove kommt und alles passt. Es passiert nicht immer, sogar eher selten. Aber ich hatte das Gefühl, dass ich sie verstand, dass wir etwas gemeinsam hatten und dass sie im Innersten nicht so sein konnte, wie sie sich nach außen gab. Überhaupt, während sie so erzählte, zeigte sie keiner dieser Eigenschaften, die mich nervten. So störte mich bald auch nicht mehr, dass sie immer noch ihre Hand auf meinem Arm hatte und mir immer näher rückte. Es war unerwartet nett. Ich hoffe, das klingt jetzt nicht zu arschig. So ist es nicht gemeint. Es war nicht so, dass ich Joelle von Anfang an nicht gemocht hätte, sie war nur, sagen wir, etwas speziell. Ich ...
    erfuhr, dass sie an einem privaten Konservatorium die Violine studierte und unsicher war, ob sie eine Karriere als Violinistin anstreben sollte. Man riet ihr wohl von allen Seiten dazu, aber sie war nicht überzeugt, dass sie das Zeug dazu hatte. Ich hatte das Gefühl, dass sie noch dabei war, sich zu finden. Sie zeigte sich von einer ganz anderen Seite. Etwas unsicher, etwas vage. Aber auch interessant. Diese ganze überhebliche Art, dieses Unangenehme, Überhebliche, all das hatte sie abgelegt, wie man einen schweren Schutzanzug ablegt, in dem man sich nur mühsam bewegen kann, in dem man schrecklich schwitzt und der unkomfortabel ist. Und darunter kam eine interessante junge Frau zum Vorschein, die etwas zu sagen hatte, der ich zuhören konnte und die ähnliche Gedanken zur Musik hatte wie ich. Wir waren keine Freunde geworden an diesem Nachmittag, aber sie war menschlicher geworden. Sie entstammte einer musikalischen Welt, in der vieles anders zu sein schien als in meiner. Wir fanden Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede in unserer Musik. Joelle brachte es ganz nett auf den Punkt, als sie bemerkte, dass unsere Instrumente in den vier gleichen Noten gestimmt waren, nur jeweils umgekehrt. Mein Bass war auf die Saiten E-A-D-G gestimmt, ihre Violine auf G-D-A-E. Ich hatte das nicht gewusst, es bedeutete nicht viel, aber ich fand es interessant. Joelle wusste eine Menge mehr über Musik, vor allem über die Theorie, als ich. Ich konnte gut damit leben. Ich wusste, welche Noten gut ...
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