1. Noriko


    Datum: 11.01.2017, Kategorien: Fetisch,

    während der Gast unter der Dusche steht, schoss es Dan in wenigen Sekunden durch den Kopf. "Hallo," meinte Dan, anstatt eines, "Warum sind sie noch hier?!" Ihm gelang in diesem Moment kein geeigneterer Satz, keine sinnvoll angemessene Äußerung als diese, in seiner Banalität und Einfallslosigkeit unübertroffene, unspektakuläre, Gesprächseröffnung. Es war wohl eher gedacht als ein, 'Hallo sie, ich stehe im gleichen Raum, bin jetzt bei ihnen, hinter ihnen, nimm mich wahr'. Ein befremdlich unangenehmes balancieren, zwischen neugieriger Erwartung und freudiger Anspannung mit ungewissem Ausgang, das gleichzeitige Gefühl von 'bitte gehen sie' und 'bitte bleiben sie'. "Da für mich jetzt Dienstende ist, habe ich dem Zimmerservice mitgeteilt, dass ich ihre Bestellung persönlich serviere. Es war Zufall, dass sie es sind, aber es ist kein Zufall, dass ich es bin. Daher bin ich hier", antwortete Noriko ohne sich umzudrehen. "Danke..." antwortete Dan und strich mit den Händen über sein Haar. "Von hier oben hat man einen guten Überblick, über die Stadt, die Lichter, und am Abend, wenn man zur Ruhe kommt, sieht man manche Dinge klarer als bei Tageslicht, finden sie nicht auch?" Norikos Gesicht spiegelte sich im Fensterglas und Dan hatte den Eindruck, als schaute sie ihn an. "Ja, das ist wohl so," meinte Dan vorsichtig, ging zum Fernseher und stellte ihn leiser. "Sie reisen viel, nicht wahr." "Ja, ich bin viel unterwegs, geschäftlich." "Ich begegne vielen Menschen wie ihnen in der Bar. Ein ...
    Kommen und ein Gehen, für kurze Zeit sind sie da, und alle sprechen über die Zeit, dass sie keine haben. Dabei ist das Leben zu kurz, um keine Zeit zu haben, ist es nich so?" "Die Frage ist, womit man seine Zeit verbringt", antwortete Dan. "Immer dann, wenn man Zeit für sich hat, sucht man sie sinnvoll zu nutzen. Ist das nicht seltsam. Ist man sehr beschäftigt, wünscht man sich mehr Zeit, um für sich Zeit zu haben, und hat man mehr Zeit, sucht man nach Sinn. Mir geht es jedenfalls so. Und, wie ist das bei ihnen?", fragte Noriko. Habe ich unter der Dusche vielleicht zu laut gedacht, kam es Dan in den Sinn. "Es geht vielen Menschen so... mir geht es manchmal nicht anders," erwiderte Dan offen. "Sie bleiben bis Montag Mittag in Osaka," stellte Noriko fest, intonierte den Satz jedoch wie eine Frage, obwohl sie seinen Checkout aus dem Computer kannte. "Ja." "Kennen sie Osaka." "Ein wenig." "Das Wochenende verbringen sie allein?" "Ja, ich habe mir nichts vorgenommen." "Am Wochenende habe ich keinen Dienst. Wir hätten Zeit füreinander", erklärte Noriko und drehte sich nun zu Dan um. Sie schaute ihm ins Gesicht. "Ist das ein Angebot für eine Stadtführung," meinte Dan und lächelte. "Ich möchte ihnen ein wenig meiner Zeit schenken." "Machen sie das öfter, fremden Hotelgästen ihre Zeit schenken." "Nein, sie sind der erste, es könnte mich meine Arbeit hier im Hotel kosten. Es ist nicht ganz uneigennützig und ihnen erscheint es fremd, das verstehe ich." "Was erwarten sie." "Gemeinsamkeiten. ...
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