1. Die Verwechslung


    Datum: 10.01.2017, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    „Herr Hansen, holen Sie die Leiche aus dem Keller, Zimmer 117, und bringen Sie diese zum Demo-Raum. Aber beeilen Sie sich, damit die ‚Vorstellung' pünktlich beginnen kann. Sie wissen die Japaner sind sehr genau, was die Formen angeht", sagte Herr Dr. Schreiner, der Stationsarzt. Herr Hansen hatte gerade sein Medizinstudium beendet und sollte hier im Krankenhaus ein längeres Praktikum machen. Dies beinhaltete allerdings, dass er fast alles machen musste. ‚Man kann eine Sache nur beurteilen, wenn man sie mal selbst gemacht hat', das war das Schlagwort des Arztes der chirurgischen Abteilung. Na ja, er musste das hinter sich bringen, danach konnte er halt auch eigene Entscheidungen treffen. Also fuhr er mit dem Fahrstuhl in den Keller, dorthin, wo die Toten aufbewahrt wurden. Sein weißer Kittel flatterte um seinen Körper, das Statoskop hing oben aus seiner Tasche heraus, alles Zeichen, dass er Arzt war oder es in nächster Zeit sein würde. Seine Eltern waren Italiener, aber er war in Deutschland geboren und sprach gut Deutsch, englisch und italienisch und natürlich, was seine Ausbildung betraf, etwas lateinisch. Es war ein großes Krankenhaus und er musste vier Stockwerke nach unten fahren, um im Kellerbereich zu sein. Hier war er allerdings nur sehr selten. Er ging den langen Gang entlang. Und auf einmal überlegte er, welches Zimmer der Stationsarzt genannt hatte. 106 oder 107 oder 116 oder 117? Ja, er musste sein Gedächtnis trainieren. Er ging im großen weißen Flur entlang. ...
    Zimmernummern 115, 116, ja, das musste es gewesen sein. Er öffnete die Tür und trat ins Zimmer. Hier war von einer kleinen Lampe eine diffuse Beleuchtung im Raum. Na bitte!, dachte er, da liegt sie ja! Er sah in der Mitte des Raumes eine schmale Liege, auf der wohl eine Leiche lag. Jedenfalls ließen die Umrisse diese Vermutung zu. Und als er weiterging, sah er auch das Gesicht einer jungen Frau. Tja, keine Bewegung, völlig unbeweglich, das musste das Demonstrationsobjekt sein! Also schob er flott die Liege aus dem Raum und den Flur entlang. Er schaute auf die Uhr, die über der Tür angebracht war und die Zeit anzeigte. 14.55 Uhr. Oh, da musste er sich aber beeilen, denn um drei Uhr sollte die ‚Vorstellung' beginnen. Er wurde unruhig, denn der Herr Dr. Schreiner wurde, wenn jemand unpünktlich war, sehr erregt, direkt, streitbar und aggressiv. Jedoch, als er fast an der Tür war, sah er, dass die ‚Tote' auf der Liege die Augen öffnete. Es war ein schemenhafter Blick, aber Herrn Hansen trieb es das Blut ins Gehirn. Was war denn das? Hatte er nicht eine Leiche mitgenommen? Das gab's doch nicht! Ihm kamen fast die Tränen in die Augen. Er schaute auf die Uhr, die Frau an, nochmals auf die Uhr. Nein er konnte sich keine neue Schlappe erlauben! Er hob das Tuch, das über der Frau lag. Sie war nicht angezogen, man konnte auch sagen, sie war nackt. Das war ja schon in Ordnung! Und sie hatte über dem linken Knie einen Verband, also eine Knieoperation. Er schaute noch einmal auf die Liege. Oh ...
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