1. Astarte IV


    Datum: 05.01.2017, Kategorien: Berühmtheiten,

    Ende des mühsamen Abstiegs erreichten wir eine kleine, niedrige Höhle, in der das blaue Leuchten sichtlich heller war. Die Schwaden, die ich draußen bemerkt hatte, traten hier aus zahlreichen kleinen Rissen in Boden und Wänden, so dass die Luft mit einem wabernden Nebel erfüllt war. Es war deutlich heißer als im Freien, aber nicht unangenehm, beinahe wie in einem Dampfbad. Feuchtigkeit schlug sich an der Höhlendecke und den Wänden nieder und rann in glitzernden Tropfen und dünnen Rinnsalen zu Boden. Nach und nach drängten wir uns in die kleine Kammer, die gerade so allen ausreichend Platz bot. Selbst wenn ich es gewollt hätte, wäre es unmöglich gewesen, in dem beengten Raum Hautkontakt zu vermeiden. Eng kauerten wir uns aneinander. Ich spürte, wie sich die Körper der anderen an meinen Rücken, meine Arme und Schenkel pressten. Der Schweiß floss uns allen in Strömen und unser Eigengeruch überlagerte die Dünste aus dem Erdinnern. Ohne zuvor ein Zeichen zu geben, begann Sini, ein tiefes Summen von sich zu geben, das sie nach einem wiederkehrenden Muster in Tonhöhe und Lautstärke variierte. Nach und nach fielen alle Frauen in den Ton ein und die winzige Höhle füllte sich mit einem dichten Klangteppich. Ich wusste nicht, ob ich ebenfalls teilnehmen sollte und wartete ab. Die seltsame monotone Musik, die drückende Hitze, die intensiven Gerüche, das Halblicht und die gebückte Haltung in der Enge ließen mich durch ihre kombinierte Wirkung in eine Art Trance fallen, gegen die ich ...
    mühsam ankämpfte, um mitzubekommen, was weiter geschah. Die anderen Frauen griffen an die Wand und die Decke, soweit sie sie erreichen konnten. Dort hatte sich ein mineralischer Belag abgesetzt, den sie abwischten und begannen, ihn auf meine Haut zu reiben. Wie ich bemerkte, war dieser Stoff der Ursprung des Leuchtens, das mich umfing. Zunächst glaubte ich noch, ein Muster in den Formen zu erkennen, die sie auf meinen Körper malten. Doch letztlich hatten sie jede auch noch so unzugängliche Stelle gleichmäßig mit der natürlichen Farbe bestrichen. So dichtgedrängt hockten wir in der Höhle, dass jede kleinste Bewegung notgedrungen dazu führte, dass man sich an zwei oder mehr benachbarten Körpern rieb. Gemeinsam mit unserem Schweiß wirkte die ölige Substanz, mit der sie mich bemalten, wie ein Gleitmittel. Ich spürte Hände, Arme, Schenkel, Rücken, Bäuche und Brüste, die an mir entlang strichen. Es war das intensivste körperliche Erlebnis, das ich bis dahin empfunden hatte. Ich fühlte mich den Frauen enger verbunden, als wenn sie meine Schwestern gewesen wären. So mussten Zwillinge empfinden, wenn sie sich den Mutterschoß teilten. Die im Dampf gelösten Chemikalien, die bereits durch das Einatmen eine narkotisierende Wirkung gehabt hatten, waren in den Ablagerungen um ein Vielfaches höher konzentriert. Das direkte Auftragen auf die Haut verstärkte die Wirkung nochmals, so dass ich bereits nach Minuten jeden Sinn für die Realität verlor. Das Ende der Zeremonie und den Rückweg aus der ...
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