1. London Calling 05


    Datum: 31.12.2016, Kategorien: BDSM,

    unterhalten, ohne auch nur ein einziges Mal über Chris oder die gegenwärtige Situation zu sprechen. In Gedanken waren wir trotzdem bei ihr. Wir gingen früh ins Bett, beide artig mit T-Shirts und Unterhosen bekleidet. Sie schlang ihre Arme um mich und sah mich lange an. Dann seufzte sie. „Was ist?" „Ich würde gern ... aber obwohl Chris sicher nichts dagegen hätte ..." Ich verstand genau, was sie meinte. Es ging mir ähnlich. Wir küssten uns. Die Situation entwickelte dann trotz unserer Zurückhaltung ihre eigene Dynamik. Wir spielten nicht miteinander. Wir schliefen miteinander, ruhig, zärtlich, gelassen und gleichzeitig unglaublich traurig. Wir brauchten beide das Gefühl, miteinander verbunden zu sein, nicht mehr und nicht weniger. Erst als wir uns beide dem Höhepunkt annäherten, nach vielleicht einer halben Stunde, änderten wir die Gangart, flackerte so etwas wie Leidenschaft und Dringlichkeit auf. Ich kam in sie hinein, kurz nach ihr. Wir lagen noch Minuten ineinander verkeilt und hingen beide unseren Gedanken nach, bevor ich nach meinen Zigaretten griff. Sie schien etwas zu rechnen und nahm dabei die Finger zu Hilfe. Dann sprang sie auf und holte ein kleines Notizbuch aus ihrem Rucksack. „Was ist denn?" „Ich hoffe mal, ich hab richtig gerechnet. Danach ist es zwei Tage vor dem Eisprung. Sorry, ich hätte dich wohl warnen sollen." Na klasse. Ich verfluchte mich für meine Gedankenlosigkeit. Ich dachte viel zu wenig über Verhütung nach. Das fehlte gerade noch. Meine Freundin ...
    ging eventuell lebenslänglich in den Knast und ich schwängerte vielleicht gerade ihre Mitbewohnerin. „Hey, mach dir keine Sorgen ... das wird schon okay sein. Die nächsten Male müssen wir aber vorsichtiger sein." Die nächsten Male. Für einen Augenblick wurde uns wohl beiden bewusst, wie bizarr und eigenartig unsere Situation und unser Verhalten waren. Wir seufzten beide gleichzeitig und mussten deshalb dann auch lachen. Wir kuschelten uns aneinander. Ich dachte an Chris und sendete ihr sozusagen meine Liebe nach Manchester, bis ich dann irgendwann einschlief. *** Chris rief tatsächlich am Mittwochabend an, allerdings eine halbe Stunde später als angekündigt. Jamie und ich drehten in der Wartezeit fast durch. Sie hatte aber gute Neuigkeiten. „Die Staatsanwaltschaft hat zumindest die Mordanklage schon auf Totschlag abgeschwächt und deshalb komme ich am Freitag wohl wirklich auf Kaution frei." „Super, ich freue mich für dich. Dann sehen wir uns Freitagabend?" Es wurde still am anderen Ende der Leitung. „Was ist? Bist du noch dran?" „Ja, sorry ... ich bin noch ein wenig durcheinander, ich hätte der Tussi, die vor mir das Telefon so lange blockiert hat, fast ein paar gelangt. Ich will jetzt auch nicht so lange machen ... gibst du mir Jamie nochmal?" „Klar. Überleg dir bitte, was du tust. Ich liebe dich." „Ich liebe dich auch. Ich kann jetzt nicht weiterreden. Gib mir bitte Jamie." In diesem Moment war mir völlig klar, dass sie mir mit ihrem Schweigen alles mitgeteilt hatte, was ich ...
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