1. Gerlinde - Teil 1: Erwachen


    Datum: 29.12.2016, Kategorien: Reif,

    Glauben etwa nicht toleriert worden wäre, sondern weitaus eher was die Regeln und Gebote und die Sinn­lo­sig­keiten sind, die seitens einer bekannt frauenfeindlichen katho­lischen Kirche vorge­ge­ben sind. Da nützt es gar nichts, wenn der eine oder andere Papst so tut, als wäre er offen und liebevoll und … im tiefen Inneren ist dann al­les, was beschlossen wird konservativ bis zum Umfallen. Alles Män­ner, eine reine Männerpartie – pfui Teufel, das passt sogar gut, das Wortspiel. Aber … ich bin, wie es so schön heißt, heutzutage ohne Be­kenntnis, Atheistin … »Gott sei Dank!« Früher aber – am Land … da gab es nichts anderes als auch beten vor dem Essen, am Sonntag ohnehin in die Kirche. Und all das, was mit dem Leib und der Lust und der Liebe und gar der Verhütung zu tun gehabt hätte … das war ein Werk des Satans, der uns mit Wollust und dergleichen verblendete und den ganz verdorbenen dafür dann später auch noch die Pille ermöglichte usw usw. Aber das war ja noch lange davor, ehe ich schon verheiratet war. Unerfahren natürlich, wie es sich ja auch gehörte – bis zum geht-nicht-mehr. Unschuldig, wenn man es anders sehen will – und naiv in einem Ausmaß, dass man das heute kaum noch glauben kann. Aber woher hätte man Dinge wissen sollen, wenn es keine Information darüber gab, Computer und Internet noch lange nicht erfunden oder erschwinglich waren und all das, was offenbar Spaß zu machen schien, wie man ja am eigenen Körper doch ein wenig spürte, von allen möglichen Seiten ...
    immer als verboten, als abartig, als nicht normal und vor allem wider die Natur angesehen und von der Kanzel herab gepredigt wurde. Es war auch die Zeit, in der ich durch das Dorfleben wie observiert und unter allgemeiner Beobachtung gestellt mich fühlte. Ein Gläschen oder gar ein Zug an der Zigarette und erst recht ein Kuss – alles wäre gesehen worden und irgendwie berichtet. Und alles wäre wohl so ausgelegt und gedeutet worden, dass hier schon wieder eine auf dem Pfad der Sünde zu wandeln begann und von Satan und seinen Horden alsbald verführt werden würde. Mit knapp über siebzehn lernte ich Heinrich kennen – zu einer Zeit, wo an anderen Orten die berühmten 60er und vor allem die 68er so richtig losbrachen. Bei uns aber, das war das alles nicht mal ein laues Mailüfterl, das aufkommen konnte. Gerade mal in den Nach­rich­ten gesc***dert und dann am Wirtshaustisch vielleicht disku­tiert und von den dort ausschließlich männlichen Besuchern als nicht ver­ständlich und übertrieben abgetan. Achja, Stichwort Wirtshaus – das hatten meine Eltern wieder aufgebaut und damit verdienten sie sich ihren Lebensabend. Vollkommen klar, dass wir alle aus der Familie da mithelfen mussten – egal wie man das nun sehen oder inter­pretieren wollte. Familienbetrieb oder aber billigste, weil sogar Gra­tis­arbeitskraft. Und Kinderarbeit in gewisser Hinsicht natürlich auch. Aber man sah das auch aus vielen verständlichen Gründen damals ganz anders – man war ja im Aufbau, Wiederaufbau und es ging, den ...
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