1. Die Burg


    Datum: 06.12.2016, Kategorien: Sonstige,

    dass ich ohne Mühe herankam. Auch dieses Bier war hervorragend. Würzig und etwas süßlicher als gewohnt, aber es lief so schön kalt durch meine Kehle, dass ich es richtig genoss. Der Wirt kam sofort zu mir und fragte mich: "Ich hoffe, es hat ihnen geschmeckt. Wie ich sehe, haben sie alles aufgegessen. War es nicht genug? Wünschen sie noch etwas nach?" "Nein danke", meinte ich nur und rieb mir dabei den Bauch, "es war alles sehr gut, und selbst wenn ich wollte, ich könnte keinen Bissen mehr herunter bekommen!" Der Wirt schien mit der Antwort sehr zufrieden zu sein, denn ein Lächeln ließ sein Gesicht freundlicher erscheinen als zuvor. Dann räumte er den Teller ab und meinte nur noch, dass ich nur sagen sollte, wenn mir noch etwas fehlte. Dann verschwand er wieder hinter seinem Tresen und machte das, was Wirte immer tun, wenn sie nichts zu tun hatten. Er polierte die Gläser und sah sich um, ob irgendwer etwas wünschte. Währenddessen sah ich mich jetzt ebenfalls etwas genauer um. Ich hatte ja Zeit, solange Frau von Hochfeldz nicht erschien. An den Wänden hingen ein paar Bilder mit den unvermeidlichen Landschaftsdarstellungen. Sie zeigten wohl Impressionen aus der Gegend, denn überall waren Berge darauf. Das mir am nächsten hängende Bild zeigte wohl die Ruine, die ich kurz zuvor gesehen hatte und obwohl dieses Bild schon sehr alt erschien, zeigte es die Burg im jetzigen Zustand, zumindest so, wie ich es beurteilen konnte. So konnte man sehen, dass drei der Zinnen auf der ...
    Festungsmauer nicht mehr vorhanden waren. Genauso hatte ich es bei dem kurzen Blick auf das Gemäuer gesehen. Sie sah nicht sonderlich groß aus, aber das konnte täuschen, denn das Bild war in etwa aus dem Winkel des Dorfes, also von unten, gemalt worden. Wer immer dieses Bild auch gemalt hatte, wollte einen Eindruck von Bedrohung erzeugen, obwohl es auch daher kommen konnte, dass es ebenfalls, wie die Wände inzwischen eine dunklere Farbe angenommen hatte, als es wahrscheinlich zuvor gehabt hatte. Die Burg machte einen düsteren, verlassenen Eindruck. Nur ganz oben, fast an der Spitze des Burgfrieds waren zwei schießschartenartige Fenster hell erleuchtet. Dabei hatte man wirklich den Eindruck, als wenn der Maler den Blick eines Betrachters darauf lenken wollte. Es waren auch die einzigen hellen Punkte im Bild und dadurch, dass alles andere recht dunkel gemalt worden war, wirkten sie heller, als sie wirklich waren. Dann wandte ich meinen Blick wieder von dem Bild ab und genoss mein Bier. Schluck für Schluck trank ich es langsam leer und fragte mich die ganze Zeit, wann meine voraussichtliche Auftraggeberin wohl kommen würde. Aber sie kam nicht. Stattdessen kam auf einmal ein älterer Mann in den Raum, sah mich und kam an meinen Tisch. Wieder wurde es Mucksmäuschen Stille im Raum. Alle schienen den Atem anzuhalten. Nicht nur der Mann, sondern auch ich sahen uns einmal um und starrten in viele Augen, die uns anblicken. Dann drehte der Mann seinen Kopf wieder in meine Richtung und sagte mit ...
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