1. Königin


    Datum: 28.08.2018, Kategorien: 1 auf 1,

    Geschrieben für eine gute Freundin, nach ihren Erzählungen und Wünschen. Eine etwas "schmalzigere" Geschichte als sonst, aber genau das ist das Gefühl, das dieser Geschichte innewohnen soll. Es war schon heller Tag, als ich aufwachte. Samstagmorgen. Ich lag noch immer halb auf ihm, ein Bein zwischen seinen Beinen, den Arm fest um ihn geschlungen. 'So ist das also, wenn man nach einer Liebesnacht aufwacht, die eigentlich nicht sein durfte', dachte ich mir. Und nun? Aufstehen und gehen? Ihn wecken? Diskutieren? Frühstücken? Am Montag würden wir uns sowieso wieder sehen? Wie würde ich ihn anschauen, wie er mich? Schon seit Wochen war dieser Betriebsausflug das beherrschende Thema. Die vom Unternehmen bezahlte Übernachtung nach dem offiziellen Teil sorgte vor allem bei den männlichen Kollegen für viele anzügliche Bemerkungen. Man könne doch, um Kosten zu sparen, das eine oder andere Zimmer doppelt belegen. Die Kollegen überboten sich darin, welche Kollegin sie gerne mitnehmen würden. Auch ich war natürlich bei vielen im Gespräch, als junge und halbwegs ansehnliche Frau steht man da schnell im Fokus. Und im Gegensatz zu anderen Kolleginnen gab ich mich nicht zickig oder empört, sondern lächelte nur vielsagend oder bestand augenzwinkernd darauf, dass ich mir schon selbst aussuchen würde, in welchem Bett ich schlief. Um den Testosteronspiegel allzu eifriger Männer ein wenig zu bremsen sprach ich in den Tagen vor dem Ausflug häufiger über meinen Freund, als ich dies sonst so tat. ...
    Dem durfte ich sowieso nicht allzu viel erzählen. Am liebsten hätte er mich nach der Veranstaltung abgeholt, aber nachdem alle etwa 180 Mitarbeiter übernachteten wollte ich da auch dabei sein. Und ich sah auch keine Gefahr, schließlich stand mir der Sinn nicht wirklich nach einer Affäre, obwohl es natürlich den einen oder anderen gab, der mir gefiel. Die Veranstaltung entwickelte sich prima. Wir aßen, wir tranken, und wir tanzten zur Musik des DJ. Die deutlich in der Unterzahl befindlichen Frauen wurden ständig angetanzt, aber die Zahl der tanzenden männlichen Kollegen reduzierte sich langsam aber stetig, vor allem durch den Genuss von (zu) viel Alkohol. Paul machte dieses Spiel nicht mit. Er erfreute sich an unserer Anwesenheit, offensichtlich auch an meiner Anwesenheit, aber er bewegte sich für sich alleine, mitten in der bewegten Masse. Das war sein Stil, auch sonst. Natürlich brachte auch er zwischendurch einmal den einen oder anderen anzüglichen Spruch, aber er überschritt nie eine Grenze. Und wenn die -zumeist jungen- Kollegen deutlich unter die Gürtellinie gingen, dann streute er eher ein Kompliment ein. Und man konnte sich super gut auch sehr ernsthaft mit ihm unterhalten. Er war 15 Jahre älter als ich, aber das wirkte gar nicht so. Paul war auch unter den jungen Kollegen komplett akzeptiert, und die wenigen jungen Kolleginnen mochten ihn alle wegen seines stilvollen Auftritts. Nach dem offiziellen Teil löste sich der Betriebsausflug auf. Manche, die am nächsten Morgen ...
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