1. So groß wie Du


    Datum: 28.08.2018, Kategorien: Fetisch,

    Frau zusammen zu sein, die körperlich anders ist. Die Tatsache, dass Lena keine Beine hat, erscheint mir aber keinesfalls als Mangel, sondern heute ganz sicher als Bereicherung. Es mag eigenartig, hart, vielleicht zynisch klingen, aber ich würde mir keinesfalls wünschen, dass Lena Beine hätte. Die vielen kleineren und grösseren Widerwärtigkeiten, die diese Behinderung vor allem Lena, aber sehr oft doch auch mich belasten, werden durch die aussergewöhnlichen Erlebnisse, die sich im Geschlechtsleben einstellen, mehr als abgegolten. Ich weiss, dass Lena genauso denkt. Nichts anderes wollte ich mit diesem Bericht dokumentieren. Wie ich es sehe. Wenn ich die vorangegangenen Zeilen so durchsehe, ist mir schon etwas peinlich, unsere Intimitäten vor einem anonymen Publikum ausgebreitet zu sehen. Wenn der geschätzte Leser nun meint, dass es in diesem Stile weitergeht, kann er sein Leselicht getrost schon abschalten. Es ist mir aber ein Anliegen, gewisse Dinge aus meiner Sicht zu relativieren. Wenn Robert meint, ich sei es gewöhnt, keine Füsse zu haben, so ist das nur bedingt richtig. Nachdem ich schon im Kindesalter auf meine Beine verzichten musste, ist für mich natürlich vieles wie selbstverständlich. So komme ich nicht auf den Gedanken, aufstehen zu wollen und ein paar Schritte zu machen, zum Beispiel um etwas zu holen. Was aber nicht heisst, dass ich diese Möglichkeit nicht für praktischer hielte als die, welche ich habe. Der Rollstuhl vermittelt mir das Gefühl, anstatt Füsse ...
    Räder zu haben, eine wahrlich nicht sehr angenehme Empfindung. Ich meide deshalb dieses Gefährt, und verwende es nur ausserhalb der Wohnung. Dies hat zur Folge, dass ich mich daher vorwiegend am Boden herum rutschend fortbewege und überhaupt sehr viel am Fussboden aufhalte. Nun habe ich an sich keine Probleme, zu meinem Mann aufzuschauen. In unserem speziellen Fall ist die Höhendifferenz aber doch beträchtlich. Manchmal ist es ja ganz reizvoll, nur seine halbe Höhe zu haben, weitaus öfter kommt man sich aber doch etwas mickrig vor. Ich möchte an dieser Stelle anmerken, dass es mir schon viel lieber ist am Tisch sitzend mit Robert in gleicher Höhe zu sein, als vor ihm am Boden herumzukriechen. Aber vielleicht sollte ich wie Robert auch ganz von vorne beginnen. Denke ich an meinen Unfall zurück, so ist mir nur noch in Erinnerung, dass die Waggontüre unerwartet leicht aufschwang. Ich schwebte sozusagen nach draussen. Dann weiss ich nur noch, dass ich mit dem Kopf irgendwo aufschlug. Als ich im Krankenhaus so weit war, dass ich meine Umgebung wahrnehmen konnte, verwunderte mich, dass meine Eltern weinend an meinem Bett sassen. Ich hatte Pappi nie zuvor weinen gesehen. Nach und nach erinnerte ich mich, was vorgefallen war. Als ich merkte, keine Beine mehr zu haben, dachte ich, dass sie mir vorübergehend weggenommen worden waren, weil ich doch so unfolgsam war. Aber meine Mutter erklärte mir, dass man sie mir abgeschnitten habe, weil sie kaputt wären. Irgendwann fand ich, nun genug ...
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