1. Eigentlich wollte ich nur Zigarette


    Datum: 14.07.2018, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    spürte ich das Wasser durch mich hindurchfließen. Ermutigend forderte ich den Bach auf, alles was an altem Gerümpel in meinem Inneren im Weg lag, mitzunehmen, wegzuschwemmen. "Ja, fließe durch mich hindurch, spül den alten Schrott weg, nimm dem Müll der Jahre und lass ihn abfließen", rief ich laut und begann, zu weinen. Mir rannen salzige Tränen über die Wangen, verdünnt mit Regenwasser bildeten sie kleine Bäche auf meinen Wangen, tropften herunter und der Baumstamm sog sie auf. War es Trauer oder Freude? Ich konnte es nicht sagen. Eine Welle ergriff mich, schüttelte mich durch und ich zitterte am ganzen Leib. Es war mir gleichgültig, wenn irgendjemand mich sehen würde, die Welt um mich herum war unwichtig geworden. Schluchzend verbrachte ich fast den ganzen Nachmittag an dieser Stelle. Mein Herz und mein Kopf wurden leichter, lebendiger, als sie das in meiner Erinnerung jemals waren. Langsam verebbte der Fluss aus meinen Augen und der Körper wurde ruhig. Ein dringender Harndrang zwang mich, noch in der Nähe pinkeln zu gehen. Ich wollte dieses Geschäft aber in einiger Distanz zum Baum und Bach erledigen, und als ob auch meine Blase, noch eine Unmenge an Unrat herausspülen wolle, ließ ich Wasser ab. Zurück bei den Beiden redete ich laut: "Was kann ich für euch beide tun?", fragte ich sie so laut, dass auch der Bach verstehen musste, was ich sagte. Die beiden blieben stumm. "Ich danke euch!", schrie ich aus vollem Hals und beschloss, noch eine Zigarette mit ihnen zu rauchen, ...
    um mich dann auf den weiteren Weg zu begeben. Auf dem offiziellen Weg zurück, sprang ich tänzelnd und hopsend wie ein Kind an Karneval durch die Gegend. Ich war unbeschwert, voller Lust mich auszutoben. Erst als es zu dämmern begann, wurde ich langsamer und kehrte schlussendlich, um. Mir war in diesem Augenblick nicht bewusst, dass ich noch viele Kilometer zu gehen hatte, um die erste Station der Straßenbahn zu erreichen. Immer wieder überfiel mich ein fröhliches Lachen. 'Das ist Glück', dachte ich für mich. 'Glück, das jetzt und hier in mir steckt und das ich nie wieder loslassen will.' Es war nach zehn, als ich in die hell erleuchtete, Straßenbahn einstieg. Die Stadt hatte sich verändert, das grelle Neonlicht war zu einer Beleuchtung geworden, die dazu aufzufordern schien, etwas zu unternehmen. Die vielen Menschen, an denen der elektrische Wagen vorbeizog, waren nicht nur die Masse, der ich aus dem Weg gehen wollte. Sie hatten plötzlich ein Gesicht, einen unterschiedlichen Gang, waren fröhlich oder traurig. Bei meinen Beobachtungen im Vorbeifahren begriff ich, nicht die Stadt, ich hatte mich verändert. Meine Augen nahmen anderes wahr. Hatte ich noch was zum Essen Zuhause? Ein stiller Hunger kündigte sich an und stellte diese Frage. Am Bahnhof stieg ich aus, ließ mir ein Sandwich geben und begann schon auf dem Rückweg zu Haltestelle, es zu verspeisen. Noch drei Haltestellen und ich war da. Stand vor dem Schaufenster des Ledergeschäftes versuchte, im Inneren jemanden zu sehen, ...
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