1. Eigentlich wollte ich nur Zigarette


    Datum: 14.07.2018, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    schneller als sonst vonstatten. Mit gefüllter Tasse setzte ich mich auf die Bettkante. Schürfte am Tassenrand und verbrannte mir auch glatt die Zunge. Auch nach dem zweiten Durchlesen kam ich zu keiner neuen Erkenntnis. Es war eindeutig. Es erschien mir wie ein kalter nasser Waschlappen, im Gesicht. Ich liebe dieses Weib, sie liebt mich, aber ich soll mich nicht melden. Sie verlangt viel von mir. Warum sollte ich ihre Unterhose an dieser Stelle liegen lassen? War sie ohne Höschen weggegangen? Die Vorstellung erregt mich sofort. Charlotte geht ohne etwas unter ihrem knappen Rock über die Straße, ich hätte es zu gerne gesehen. Wäre Mäuschen gewesen und hätte nach oben geblickt. Mir war nach Träumen und doch ging mir die Nachricht auf meinem Nachtisch, nicht aus dem Sinn. Der Kampf, den ich mit mir ausfechten musste, das wurde mir klar, war mein innerer Streit zwischen Kontrolle und Geschehenlassen. Charlotte und die beiden Frauen haben von der ersten Minute an, nichts anderes signalisiert, als dass ich selbst, die Situation mitgestalten, aber nicht bestimmen soll. Das war die Mauer, gegen die ich jetzt anzurennen versuchte. Ich möchte Einfluss nehmen, mich nicht Fremdbestimmen lassen. Egal was mir durch den Kopf ging, ich stellte immer wieder fest, dass es mich kränkte, wenn Charlotte so einfach über mich verfügte. Den letzten Schluck aus der Tasse nehmend kam mir der Gedanke, meine eigene Unsicherheit, mein Mangel an Selbstvertrauen und meine geringe Selbstakzeptanz, könnten ...
    Ursache sein dafür, dass ich immer die Kontrolle über Lebenssituationen haben wollte. Eine Illusion, so schien es mir plötzlich. Auch der Soldat führt den Befehl nur aus, weil er Angst vor den Folgen einer Verweigerung hat. Nicht die Einsicht, das Vorgeschriebene sei richtig, lässt jemanden gehorchen. Ich hatte wohl viele Jahre lang gedacht die Klarheit, mit der ich meine Bedürfnisse einforderte, führe zur Einsicht des Anderen. In Wirklichkeit richteten sich andere wahrscheinlich nur nach mir, weil ich so stark aufgetreten bin. Und dies tat ich, um mir keine Schwäche eingestehen zu müssen. Ich ließ mich nach hinten aufs Bett fallen, starrte die weiße Decke an und war wie ausgelaugt. Der Gedanke, dass ich über viele Jahre hinweg Menschen, ohne es selbst zu bemerken, in meine Zwänge einzubinden versucht habe, schockierte mich. Wie könnte ich das ändern? Das farblose Weiss der Zimmerdecke gab mir darauf keine Antwort. Anstatt dessen suchten meine Augen in Staub- und Nikotinspuren der Raufasertapete nach Bildern. Immer wenn ich nicht weiter wusste, suchte ich solche Bilder, egal wo. Wolken, Wasser, Berge, Wiesen und auch einfache Tapeten, konnten mir Vorlagen ausbilden, in denen ich nach Mustern suchte, die mir einen Hinweis geben würden, wie ich die Frage, an der ich knabberte, lösen konnte. Ich sprang augenblicklich auf, rannte ins Wohnzimmer und durchsuchte mein Bücherbord. In einer alten hölzernen Zigarrenkiste fand ich, was ich suchte. Meine drei Münzen und das I Ging Buch. ...
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