1. Eigentlich wollte ich nur Zigarette


    Datum: 14.07.2018, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    Charlotte", und dann trat eine stille Pause ein. Ich brachte keinen Ton heraus. Meine Stimme schien blockiert, aus meinem Kopf meldete sich kein Wort, zur Aussprache bei den Stimmbändern an. Hoffnung und Angst mischten sich augenblicklich zu einem zähen Teig in mir. Hätte sie nicht, am anderen Ende der Leitung das Schweigen mit einem Kurzen: "Ich will dich treffen", gebrochen, ich wäre stumm geblieben. "Ich muss dich auch sehen!", stammelte ich mit zitternder Stimme. "Super, dann komm ich in einer halben Stunde bei Dir vorbei." "Wo bist du jetzt?", fragte ich sie. "Nicht weit von deiner Wohnung, du weist schon das Lederwaren Geschäft von Susis Freundin. Kannst du in einer halben Stunde Zuhause sein? Ich hab' schon mal um die Ecke geschaut, als ich heute Morgen kam. Ich weiß, wo du wohnst, ich kenne deinen Klingelknopf schon." Und als ob sie den Beweis dafür antreten müsse, fügte sie noch: "Oben links", hinzu. "Ich werde da sein, wenn du kommst", ließ ich sie wissen",und ich freue mich riesig, dich zu sehen!" "Ich auch", hauchte sie leise in den Hörer",bis gleich ..." Ich legte den Hörer auf den Apparat. Meine Aufmerksamkeit konzentrierte sich sogleich auf meine Wohnküchen-Kombination. Außer meiner Wohnungsnachbarin hatte ich schon ewige Zeiten keinen Besuch mehr gehabt. Ist alles in Ordnung? Zeitungen lagen noch herum und die diversen Aschenbecher, die ich immer gleichmäßig in meinem Appartement verteilte, quollen allesamt über. Ich ertappte mich mal wieder dabei, alles ...
    richtig machen zu wollen. Einen guten Eindruck erwecken, um Charlotte nicht zu enttäuschen. Ich kam mir dumm vor, meine Zwänge hielten mich in ihrem Bann. Konnte ich all das einmal loslassen? Mir blieben nur noch wenige Minuten, entscheidende Zeit, in der ich beginnen konnte, umzudenken. Ich hatte mich aus Beziehungen immer herausgewunden, künstliche Distanz hergestellt, um meine Zwänge nicht vor anderen Menschen entblößen zu müssen. Der Preis, den ich dafür bezahlt hatte, war hoch. Nie war mir jemand begegnet, der es mit mir oder ich mit ihr, länger ausgehalten hatte. Mein Entschluss, den ich vor zwei Jahren gefasst hatte, jeglichen zwischenmenschlichen Verbindungen, aus dem Weg zu gehen, meinen Eigenbrötler zu akzeptieren und alleine zu leben, war mir seinerzeit nicht leicht gefallen. Aber nach dem Debakel mit Sonja, meiner damaligen Freundin, war dies der einzig Richtige gewesen. Und nun, nach über dreißig Monaten, in denen ich meine Welt, in regelmäßige Bahnen zu lenken, versucht hatte, geschieht das, was ich als abgehakt, betrachtet hatte. Zumindest für diese Inkarnation war das Thema Liebe eigentlich schon ausgebucht. Ich fasste kurzerhand den Entschluss, nichts, aber auch gar nichts zu verbiegen, mich nicht anzustrengen, bei Charlotte einen möglichst guten Eindruck zu hinterlassen. Entweder es war möglich, dass wir und begegneten, wie wir sind, oder ich musste schnell wieder einen Weg zur Distanz finden. Eine Partnerschaft mit Eifersucht, Streit, Terror und gegenseitiger ...
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