1. Eigentlich wollte ich nur Zigarette


    Datum: 14.07.2018, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    glaubte, meinen Augen nicht trauen zu können. Charlotte Neuhaus und eine Telefonnummer. Mein Herz pochte. Ich versuchte, nicht aus der Fassung zu geraten. "Wenn sie wieder anruft, lasse sie wissen, dass ich zurückrufe, sobald es mir besser geht." Den Zettel schob ich unauffällig in meine Tasche. "OK", hörte ich Andrea noch sagen, aber ich war schon wieder bei der Tür. Lange konnte ich die kränkelnde Mimik nicht mehr aufrecht erhalten. Deshalb wollte ich draußen sein, um der Entdeckung durch Andrea zu entfliehen. Zwar hatte ich ein schlechtes Gewissen, da mir im medizinischen Sinne ja nichts fehlte. Das Arbeitsrecht sah für meinen Zustand kein Entgegenkommen vor. Grundlos einen freien Nachmittag zu nehmen hätte ich in diesem Moment jedoch auch nicht gekonnt. Die Straßenbahn kam. Mit schnellen Schritten erreichte ich sie noch, suchte nach einem freien Einzelsitzplatz und ließ mich in das Polster fallen. Als ob es nicht wahr sein könnte, kramte ich aus meiner Tasche den Notizzettel hervor. Ich hatte eine Telefonnummer und konnte tief durchatmen. 'Nein, konnte ich nicht', schoss es mir in den Kopf. 'Was, wenn diese Charlotte Neuhaus gar nicht die Charlotte war, die ich anrufen wollte?' Ich kannte ihren richtigen Nachnamen ja nicht. Der Zweifler Johann war wieder wach geworden und verbreitete seine Verunsicherung in mir. Es half nichts. Ich würde Zuhause den Hörer abnehmen, diese Nummer wählen und abwarten, was geschieht. Auf mein Stimmengehör konnte ich mich verlassen. Und ...
    wenn am anderen Ende dann wirklich eine fremde Person war, konnte ich immer noch auflegen. Für meinen Geschmack machte der Straßenbahn Chauffeur heute, viel zu lange Pausen an den einzelnen Stationen. Wusste er nicht, dass ich es eilig hatte? Endlich, krächzende Bremsen brachten den Stahl Tross an meinem Ziel zum Stillstand, die automatischen Türen gaben den Weg zum Aussteigen frei. Ich war noch nie so schnell in meiner Dachwohnung angekommen. Ungeduldig ließ ich mich in einen meiner Sessel fallen, wolle mich ein wenig sammeln, um am Telefon ruhig und gelassen zu wirken. Doch ich konnte nicht warten, griff zum Hörer und tippte die Zahlen die Andrea notiert hatte ein. Es klingelte am anderen Ende zwei, drei oder viermal. "Lederwaren Keller", meldete sich eine männliche Stimme. Ich war vollkommen aus dem Konzept, auf alle Möglichkeiten war ich vorbereitet, aber nicht darauf einen Mann am anderen Ende der Leitung zu haben. "Hallo!", rief er nochmals mit freundlicher Stimme in den Hörer, als ich nicht gleich reagierte. "Guten Tag, hier spricht Johann Damm, ich hätte gerne mit Frau Charlotte Neuhaus gesprochen." "Bitte gedulden sie sich einen Moment, ich verbinde sie weiter", ließ er mich wissen. Ein leichtes Knacken und ich konnte einen Ausschnitt, der 'Brandenburgischen Konzerte', von Bach hören. Gerade stimmte ich mich auf den Rhythmus der Orgelstimmen ein, als ein Aufgeregtes. "Hallo Johann!", die Musik abbrach. Sie ist es! Eilig antwortete ich auf ihre Begrüßung mit: "Hallo ...
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