1. Eigentlich wollte ich nur Zigarette


    Datum: 14.07.2018, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    hinter mir wieder zu schließen. Für einen Moment blieb ich im Halbdunkel meiner Dachwohnung stehen. Nur leicht erhellt durch das Licht der Stadt, hatte ich mir wahrscheinlich die Illusion herbeigewünscht, in Susis Eingangshalle zu stehen. Der Druck auf den Lichtschalter beendete diese Vorstellung abrupt. Meine Schuhschachtel begrüßte mich wie immer mit der mir eigenen Ordnung, doch heute hatte ich erstmals das Gefühl, dass dieser Wohnraum für einen Menschen einfach zu eng ist. Ich schritt auf die Balkontüre zu, um sie zu öffnen. Als ich am Nachmittag zum Bahnhof ging, konnte ich die Türe wegen des Regens nicht offenlassen. Meine Wohnung belohnte solche "Verschlusszeiten" immer mit einem Geruch nach altem trockenem Dachgebälk vermischt mit Teer. Ich schob die Türe bis zum Anschlag zur Seite, dadurch bekamen meine vier Wände etwas Offenes. Ich konnte meine Mansarde nach draußen erweitern. Der Aschenbecher auf meinem kleinen Balkontisch quoll beinahe über mit den Resten des Vorabends und meine Zeitung war vollgesogen mit dem Regenwasser des Tages. Sie liegt lahm die Ecken ihrer Seiten über die Tischkante hängend und gab tropfenweise ihre Feuchtigkeit an den Asphaltboden meines Balkons ab. Ich wrang das nasse Journal über dem Dach aus und entschloss mich die aufgequollenen Überreste zusammen mit den Kippen im Mülleimer zu entsorgen. Aus dem Kühlschrank besorgte ich mir ein paar Scheiben Salami, Butter und die angebrochene Flasche Weißwein, die ich an Vorabend geöffnet hatte. ...
    Entnahm dann noch ein Kümmelbrötchen aus dem Brotkasten. Zusammen mit dem gereinigten Aschenbecher verfrachtet ich alles auf meinen Balkontisch. Da saß ich nun wieder, wie immer an warmen Abenden. Mein Blick wanderte über die Dächer der Nachbarhäuser, aber es gab nichts Neues. Ich liebte diese Aussicht, auch wenn der Horizont nicht gerade in der Ferne lag. Da meine Wohnung eine der höchsten in der Straße war, konnte ich den Überblick genießen, den sie bot. Ich stand immer etwas über den Dingen, konnte zu anderen hinab sehen. Eigentlich ein Logenplatz, doch heute Abend war es anders. Ich sah in das Häusermeer der Stadt. Mein Fokus schien aber kein fixes Ziel zu finden. Meine Augen suchten nicht nach einem Objekt, sondern bildeten einen leichten Schleier vor allem, was ich sah. "Was ist los mit dir?", hörte ich mich selbst zu mir sagen. Ich fand keine Antwort, wollte sie wahrscheinlich auch gar nicht finden. Dieser Tag hat mich aus meinen festen Runden geworfen. Klar war nur, dass alles, was bis heute Morgen noch zu meiner Normalität gehörte, heute Abend mit einem großen Fragezeichen besetzt war. Diese Ungewissheit machte mir jedoch, nicht wie in früheren Zeiten panische Angst, sondern erweckte eine Zuversicht, ja einen Optimismus in mir, der alle Bedenken zu zerstreuen schien. Ich weiß nicht mehr, wie lange ich an diesem Abend auf meinem Balkon saß und träumte. Ich kann mich nur deutlich daran erinnern, immer wieder die drei Frauengestalten vor meinen Augen gesehen zu haben. Susi ...
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