1. Eigentlich wollte ich nur Zigarette


    Datum: 14.07.2018, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    Keine Rolle spielte es, wann und ob überhaupt, ein Transportmittel kommen würde. Ich war da! Und das alleine war genug. Ich weiß nicht, wie lange ich gesessen und auf die Straßenbahn gewartet habe. Irgendwann saß ich auf einem Sitz und das schwere Gefährt setzte sich träge auf seinen Schienen in Bewegung. Wie schrecklich muss es sein Straßenbahnchauffeur zu sein. Täglich dieselben Strecken hin und her zu fahren und dabei zwangsläufig sich in vorgegebenen Schienen zu bewegen, die ein Abweichen vom Kurs nicht zuließen. Nein, selbst wenn ich es je gekonnt hätte, diesen Beruf könnte ich ab heute nicht mehr ausüben. Ich sah aus dem erleuchteten Wageninneren hinaus in die Dunkelheit der Straßen und ließ die Stadt an mir vorbeiziehen, bis ich wieder in der anonymen Umgebung der City ankam. Ich stieg aus setzte meine Füße wieder auf bekanntem Boden auf, doch ich ging nicht direkt in die Richtung meiner Wohnung. Zuerst wollte ich die Auslagen des Lederwarengeschäfts sehen, das Susis Freundin gehörte. Ich hatte diesem Angebot bisher nicht viel Beachtung geschenkt. Damenbekleidung weckte mein Interesse nicht besonders. Wenn ich aber die Freundin der Ladenbesitzerin kannte, musste ich mich doch auch für die Auslagen im Schaufenster interessieren. Oder war es nur der Wunsch gewesen, über das präsentierte Angebot ihrer Freundin, mehr über Susi zu erfahren? Ich stand vor den hell erleuchteten Scheiben und konnte nichts ausmachen, was mich wirklich interessiert hätte. Bekleidungsstücke, ...
    Hüte, Hand- und Reisetaschen, alles für den Bedarf der gehobenen Damen, auch die Preise machten den Eindruck, dass in diesem Geschäft nicht meine Schicht bedient wird. Etwas enttäuscht bog ich um die Ecke und ging auf den Wohnblock zu, dessen Türschloss meinen Schlüssel kannte. Die Unordnung im Eingang war mir oft schon aufgefallen, heute Abend weckte sie eine Wut in mir. Warum mussten Leute, die in einem solchen Block wohnten, ihren Werbesendungsabfall aus dem Briefkasten gleichmäßig im Eingangsbereich verstreuen? Wollten sie jedem Besucher signalisieren, dass er erst nach Überwindung ihres Mülls Zugang zu ihrer Wohnung haben könnte? An vielen Tagen schob ich die Reste mit den Füßen in eine Ecke, doch heute stampfte ich leicht wütend auf Werbeseiten und Plastiktüten für die Kleidersammlung. Erst im Lift kam mir der Gedanke, dass ich vielleicht auf ein Produkt aus Ilonas Händen getreten sein konnte. Das Wissen darum hätte mich sicher traurig gestimmt. Ich schob den Gedanken beiseite. Glücklicherweise machte der Aufzug keinen Zwischenstopp. Ich hätte es zu so später Stunde nicht ertragen, eine Zwangsgemeinschaft auf diesen zwei Quadratmetern eingehen zu müssen. Im siebten Stock entstieg ich dem ratternden alten Lift. Meine Nachbarin war schon zu Hause, das konnten wir gegenseitig immer feststellen am Lichtschein, der durch den Bodenspalt der Türe schimmerte. Leise, um sie nicht zu stören, drehte ich meinen Schlüssel und ebenso leise, versuchte ich von innen meine Wohnungstüre ...
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