1. Eigentlich wollte ich nur Zigarette


    Datum: 14.07.2018, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    den Fingern eingeklemmt vier Champagnerschalen. Ilona sprang auf, um ihr den Kübel mit der Flasche abzunehmen, und brachte ihn zum Tisch. "Möchtest du die Flasche öffnen, Johann?", ich nickte mit dem Kopf, gab Susi zu verstehen, dass ich das übernehmen werde, und machte mich sofort ans Werk. Nachdem die Kappe entfernt, und der Draht gelöst war, drehte ich vorsichtig am Korken der Flasche, um ihn leise zu öffnen. Mit einer betont vornehmen Geste goss ich in die vier Gläser ein, nahm die linke Hand auf den Rücken, gerade so, wie ich das in vornehmen Restaurants schon gesehen hatte. "Jetzt wirst du deinem Namen gerecht: Johann der Butler." Ließ Ilona laut vernehmen. Ich muss sie wohl mit einem seltsamen Blick angesehen haben, denn sie reagierte umgehend mit: "Entschuldigung, so hab' ich das nicht gemeint." "Nicht so schlimm", antwortete ich darauf und setzte mich auf meinen Stuhl zurück. "Wenn der Butler mit der Herrschaft anstoßen und mittrinken darf, ist das Gefälle ja nicht so groß." Susi erhob ihr Glas. "Auf unsere neue Bekanntschaft!" Die vier Augenpaare trafen sich und wir nippten an unseren Gläsern. "Es ist schön, dass du die beiden begleitet hast, sonst hätten wir uns nicht kennengelernt", bemerkte Susi, während sie ihr Glas abstellte. "Eigenartig ...", sagte ich nur und musste überlegen, was denn so eigenartig war. "Eigenartig, ich hatte eigentlich nur Zigaretten am Bahnhof holen wollen und nun sitze ich in einem Garten und trinke Champagner. Hätte mir das heute ...
    Morgen jemand prophezeit, ich hätte ihn für verrückt erklärt. Wenn ich ehrlich bin: Mir scheint die Welt wie verzaubert, seit ich hier bin. Irgendwann klingelt mein Wecker, ich erwache und stelle fest, dass ich dies alles nur geträumt habe." Charlotte wandte sich mir zu und mit einem flinken Griff, kniff sie mir in den Unterarm. Mein Zucken beantwortet sie mit: "Siehst du, du, bist in der Realität, sonst wärest du in diesem Augenblick aufgewacht." Dabei war ihr Lächeln kindlich, ich glaubte, ihr anzusehen, dass sie sich freute, mir zu zeigen: Wir sind Wirklichkeit. Ich nahm mein Glas wieder vom Tisch und prostete ihr zu. "Dann wird es wohl so sein!", gab ich knapp von mir, obwohl ich den Glauben daran noch nicht hatte. "Darf ich mir den Park noch ein wenig ansehen?", wolle ich von Susi wissen. "Selbstverständlich schau' dich um, solange es die gefällt." Ich erhob mich und ging direkt zum Stamm der alten Linde. Es waren sicherlich mehr als drei Personen nötig, um diesen Baum zu umspannen. Die Rinde war grob geformt, die Jahre hatten ihre Spuren hinterlassen. Gleich einem betagten menschlichen Gesicht schlug dieser Baum Falten, hatte Runzeln und Narben. Wie alt mag er sein, wie viele Generationen haben unter ihm schon gesessen, gefeiert oder auch getrauert? Ich blickte nach oben, in sein verzweigtes Astwerk und genieße das Grün der Blätter, die im herannahenden Abendlicht fast durchsichtig erscheinen. Eine leicht kühle Feuchtigkeit geht von diesem Monument der Natur aus, und ich ...
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