1. Familiensache


    Datum: 23.06.2018, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    Ich versuche mein bestes, nicht auch nur auszusehen, als würde ich vorwurfsvoll dreinschauen. Er muss keine Freundin suchen, er kann auch mich anstelle der Gitarre haben. "Meine Sache", seufzt Boris. Dafür sieht er vorwurfsvoll aus, weil sein Bruder auf dem Papier 21, aber geistig 14 ist. Schwamm drüber. Mich fuchst es, dass mein dummer Freund dieses perfekte Bild zerstört hat. Der hübsche, dunkle Musiker, im Einklang mit seinem Lied und sich selbst, da sitzend, Klänge in die Saiten massierend... Stundenlang hätte ich ihn ansehen können. Manche Menschen sind solche Kunstwerke, dass man sich auch damit begnügen kann, sie bloß zu bestaunen. Aber das habe ich lang genug getan. Jahrelang. Irgendwann ist es zu viel des Guten. Schließlich will niemand vier Jahre lang jeden Tag ins Museum gehen und nur gucken, ohne anzufassen. „Wann wollen wir?", frage ich, um die beiden wieder aufs Wesentliche aufmerksam zu machen. Darko wendet den Blick nicht von seinem Handydisplay ab, muss Liebe schön sein. „Es ist halb 11", sein Ton soll wohl mahnend klingen, „Wir sollten langsam los, Mirna und Jovan sind schon längst da." Boris sieht amüsiert zu ihm rüber. „Schau ihn dir an, die Pünktlichkeit in Person." „Ich geh' mich fertig machen", verabschiedet sich Darko ins Badezimmer. Bühne frei. Ich nehme mir mein Kissen und setze mich aufs Sofa, neben Boris, der die Beine zusammendrückt, schüchtern dreinblickt wie ein Schulmädchen. Tatsächlich habe ich nicht erwartet, dass er mich auf seinen Schoß ...
    ziehen und mir unter mein Röckchen fassen würde. Sobald ich höre. dass die Dusche läuft, fühle ich mich ziemlich sicher. „Boki, weißt du, was ich mich schon immer mal gefragt hab?", frage ich mit vor Zucker triefender Stimme. „Nein, was?", er lächelt. Wenn er lacht, kommen seine Grübchen zur Geltung, einer der süßesten Teile seines frisch rasierten Gesichts. Ich will es zwischen meinen Beinen sehen, ich brauche das. Gewohnt bin ich, dass Menschen mich anhimmeln und begehren. Man könnte meinen, dass Boris die Musik liebt, seine Gitarre, seinen Kontrabass, aber ich will, dass seine Aufmerksamkeit mir gehört. „Warum hast du eigentlich keine Freundin?" Vielleicht hat er ja auch eine, und es hat einfach nie einer gefragt. Er wird sich schon verraten. Lautlos treffen sich unsere Blicke. Mir wird warm, wie an Sommerabenden in ihrem Garten, an denen wir zusammen im Gras sitzen, Wassermelone essen und singen. Darko und ich. Und Boris. „Dabei bist du doch so", ich fühle, wie seine Anspannung auf mich überspringt. „...schön." Worte, die ich normalerweise mit allergrößter Leichtigkeit aussprechen würde, wiegen auf einmal wie Felsen. „Findest du?" Diese Schönheit. Diese Unschuld. Sie jagen mir einen wohligen Schauer nicht nur über den Rücken, sie lassen meinen ganzen Körper erschaudern. Meine Hand streift seine. Irgendwie peinlich, das alles. Infantil. Als wäre er meine erste Liebe, dabei hat das hier gar nichts mit Liebe zu tun. Zumindest hat das so zu sein. „Ja, total", ich bedecke meinen ...
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