1. Familiensache


    Datum: 23.06.2018, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    Sie sind Brüder. Zwei an der Zahl. Ein hübscher, und ein, naja, weniger hübscher. Und wer eins und eins zusammenzählt, weiss, mit wem ich am Ende abgeblieben bin. Lustig, nicht? Da sehnt man sich nach dem schwarzhaarigen Schönling, und bekommt seinen komplimentär blonden Bruder ab und fühlt sich wie beim Resteessen. Whatever. Es ist in der Tat lustig, dass sie verschiedener nicht sein könnten, und es ist noch lustiger (na, wohl eher tragisch-komisch), dass mir nur das faule Obst geblieben ist. Aus Gründen, die selbst jenes faule Obst nur irgendwie erahnen kann. Die ich aber noch erfahren sollte. Aber das ist schon zu viel gesagt, denke ich bei mir, schließe den Laptop und wende mich der Realität zu. Nur Unglückliche und Versager schreiben, Glückliche haben keinen Grund dazu. Ich drehe mich um, wäre dies ein Comic, würden mir jetzt die Schweißperlen vom Kopf tropfen. Hoffentlich hat niemand meine Muttersprache über Nacht gelernt und mir über die Schulter gesehen. Auf einem großen, hübschen Kissen sitze ich, im Schneidersitz, man kann mein rosa Spitzenhöschen sehen, wenn man es will. Und so Gott will, will auch Boris das. Er sitzt auf dem Sofa, mir direkt gegenüber, spielt Gitarre und obwohl er das wahrscheinlich nicht bewusst tut, singt er. „Ich werde Augen finden, die grüner sind als ihre", ich erzittere, als würde mich Satan am Kragen packen, weil ich mich merkwürdig angesprochen fühle, „Ich werde ein Herz finden, das ehrlicher ist als ihres" Augen nein, Herz ja. Ich bin ...
    ein Flittchen, ich gebe es zu, ein konsequentes. Darko sitzt auf dem Sessel zu seiner Linken und spielt irgendein sinnbefreites Handyspiel. Ich könnte in seiner Anwesenheit über den süßen Boki herfallen und er würde es praktisch nicht bemerken, weil der neue Highscore wichtiger ist. Geistesabwesend schenkt er sich mit einer Hand ein Glas Wein ein, setzt die Flasche ab und nippt. Warum nicht. Ich nehme auch mir diese Freiheit. Und natürlich nutze ich die Möglichkeiten, die sich mir bieten. "Boris?", versuche ich, dessen Aufmerksamkeit zu erlangen, er blickt mich an mit diesen wachen, bernsteinfarbenen Augen, und ich habe das Bedürfnis, ihm meinen Schlüpfer ins Gesicht zu werfen. "Magst du auch Wein trinken?" "Nein, nein", lehnt er ab, ruhig, aber bestimmt. Na warte. "Ich hab' keine Lust auf Wein." "Wann hattest du jemals Lust auf Wein?", meldet sich auch Darko zu Wort, scheinbar passt er doch auf. Boris lacht auf. Sieht ihn an, sieht mich an. Aber er sagt nichts. Stille Wasser sind bekanntlich tief. Insgeheim hoffe ich, dass er zwischen meine Beine gespinkst hat. Wir wollen noch ausgehen heute Abend. Wahrscheinlich soll das hier eine Art Vortrinken darstellen. Mit dem markanten Unterschied, dass Boris überhaupt nicht trinkt. Nie. Er spielt immer noch auf seiner Gitarre, und obwohl kein Gespräch vorhanden ist, muss Darko es immer mit seinen ekelhaften Bemerkungen unterbrechen. "Den ganzen Tag spielst du Gitarre", sagt er, "Du solltest dir eine Freundin suchen und an der spielen." ...
«1234...»