1. Feriencamp 7


    Datum: 18.06.2018, Kategorien: Hardcore,

    Gesichter hatten jene unvergängliche Schönheit, die für nur ganz wenige Frauen galt: ebenmäßige, fein geschnittene Gesichter, mit geschwungenen Augenpartien, gerade geformten Nasen und einem feinen Mund mit sinnlichen Lippen, dazu das charakteristische schwarze, dichte Haar und die leicht hervorgehobenen Wangenknochen. Das hervorstechendste Merkmal aber war ihre Figur. Durch vorteilhafte Kleidung erlag ihnen fast jeder Mann und die Liste der Heiratskandidaten war ellenlang. Doch auch wenn sie zum Hochadel gehörten, so besaßen sie für die damalige Zeit schon ein ausgeprägtes soziales Bewußtsein, welches ihr Familiengrundsatz war. Insgesamt gehörten ihnen gewaltige Ländereien, deren Verwalter und Arbeiter zu den Bestverdienern gehörten. Jedes Familienmitglied war angehalten, für eine gute Bildung und einen Beruf Sorge zu tragen. Faules Herumliegen gab es nicht. Es galt: Wer andere für sich arbeiten lassen wollte, mußte erst einmal selber etwas leisten. Der erste Weltkrieg machte dem Reichtum dann erst einmal ein Ende. Karens Ururgroßvater nahm kurz vor dem Ende der Kaiserzeit ein Lehen an, was ihn zum Honorarkonsul machte und – seine Titel behalten ließ. Kämpfte sein Sohn noch in der Schlacht um Tannenberg unter Erich Ludendorff mit, so unternahm sein Vater bereits erste Reisen nach Südamerika und Afrika. Argentinien und Südafrika waren die Länder, die er als Konsul vertrat. Dadurch wurde die Tür zum Diplomatischen Dienst auf höchster Ebene geöffnet und die Familie nahm in ...
    Berlin fortan ihren Hauptsitz ein. Hier besaßen sie aus der Preußenzeit noch Güter in Brandenburg, die schrecklich runtergekommen waren. Eine große Villa in Zehlendorf und eine in Charlottenburg wurden zu ihren Domizilen. Doch ganz wie es die Familientradition erforderte, krempelte man die Ärmel hoch und brachte alles wieder in Schuß. Die Güter im brandenburgischem wurden ihnen wieder übereignet und innerhalb von 5 Jahren erstrahlten sie wieder in voller Pracht – alles in Eigenleistung und mit einer Hundertschaft an Arbeitern, die sie teilweise ausbildeten und die danach auf den Gütern in ihren Berufen eingesetzt wurden. Als in den frühen 20er Jahren die große Inflation durchging, öffneten sie die Scheunen und Silos und versorgten zwei Dörfer regelmäßig mit Nahrungsmitteln. Karens Urgroßmutter unterrichtete die jungen Mädchen und Frauen in der Hausarbeit und zeigte ihnen, daß man auch in solch schlechten Zeiten nicht am Hungertuch nagen mußte, sondern mit ein paar Tricks ganz gut über die Runden kam. Die damals gerade mal 22jährige hatte es bereits schon zur Meisterin der Hauswirtschaft gebracht und gab ihr Wissen ohne etwas zu verlangen weiter. Karen zeigte Richard auf seine Fragen hin Bilder aus der Zeit. Auf den recht gut erhaltenen Fotographien schaute ihn eine ältere Kopie von Karen an. Der Fotograf hatte den Ausdruck in ihren Augen gut eingefangen und auch das sanfte Lächeln, das Karen zuweilen hatte, war identisch. Das Bild war aufgenommen worden zur Verlobung. Leider ...
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