1. Göttinnenspiel


    Datum: 03.06.2018, Kategorien: BDSM,

    Adrian, der Bürobote, blinzelt hinter der runden Brille. Er verträgt keine Kontaktlinsen. "Wer ist der Dienstälteste?" "Ich", meldet sich Winston dienstältesteneifrig. "Ich bin das." Als ob Adrian das nicht längst wüsste. Rituale sind gut, um eingehalten zu werden. In einem Büro besteht alles aus Ritualen. Das Aktenschleppen ist ein Ritual. Das Papierfliegerbasteln ist ein Ritual. Das Kaffeetrinken ist eines der wichtigsten Rituale. Jetzt hält Adrian ihm einen Brief hin, als ob ihn der in der Hand schmerzte. Als wäre das blassgrüne Kuvertpapier mit einem unbestimmbaren Gift eingefettet. Winston nimmt den Brief und versucht, keine Miene zu ziehen. Die andern haben sich an ihre Tische gehockt, schauen erwartungsvoll. Winston unterschreibt den Empfangsvermerk schwungvoll mit kräftiger Tinte. "Keine Ausgänge?" fragt Adrian automatisch. Dann schlurft er davon, ein Rad seines Wagens quietscht wieder im Takt. Sie sehen ihm nach, bis das Quietschen verklingt. Dann stürzen sie alle herbei, wollen wissen, was los ist. Winston liest das Schriftstück aufmerksam, dreimal, bis er seine Mannen mit den Händen zur Ruhe bringt: "Ein Meeting", verkündet er. "Im Sitzungssaal 2. Maßnahmen zur Effizienzsteigerung. Vorstellung neue Bereichsleitung. 15:00." Und plötzlich ist Stille im Großraumbüro. Sie arbeiten schweigend; es wird nicht geplaudert. Winston erledigt satte vier Akten, jede mit hohem Schwierigkeitsgrad. "Netter Versuch", meldet sich schließlich René. "Was - dein Papierflieger?" ...
    versucht B.S. sich in Scherzen. In eine Kugel geknüllt, liegt das glatte Blatt auf dem Tischholz. "Neue Bereichsleitung", sagt Waldorf. "Das heißt, sie haben Relmsholst..." Seine Geste am Hals deutet es an. "War eh ein Versager", sagt Winston, aber sein Hals ist trocken. Er räuspert sich. Er darf nicht vergessen, seine Krawatte zu richten, wenn sie zum Meetingraum gehen. +++ Genau fünf Minuten vor halb drei Uhr macht Winston sich frisch. Er kommt zurück, hat die Krawatte gebunden, und alle tun so, als hätten sie nichts bemerkt. B.S. verkneift sich sein Lächeln beinahe, und René steht ein paar Minuten danach diskret auf, um seinerseits ein paar Schritte zu tun. Wie geschlossen sie durch die Gänge stolzen! Vier kühle Heroen in perfekt sitzenden Anzügen: auch wenn Renés Anzug von der Stange ist und an ihm aussieht, als hinge er immer noch im Geschäft auf dem Kleiderbügel. Winston hat René auch im Verdacht, dass er seine Nägel nicht oft genug macht. Und ganz sicher färbt er seine Haare, um nicht ganz so albinohaft zu wirken mit seinen Sommersprossen und seiner Blasshaut. Es soll aber nicht mein Problem sein, denkt Winston schnell. Wir bringen jetzt die Besprechung hinter uns, nicken ein paarmal brav mit den Köpfen, und dann geht der gewohnte Gang weiter gemütlich dahin. Winston kennt in den lange vertrauten Gängen ein paar Abkürzungen, und so kommen sie zügig voran. Im Aufzug unter der Dusche aus Sickermusik macht René ein Genießergesicht und schnalzt mit der Zunge. "Jemand hat ein ...
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