1. Unterwerfung des Innenarchitekten


    Datum: 16.05.2018, Kategorien: BDSM,

    Interessanter fand er in diesem Zusammenhang die Theorie, dass vor allem außerordentlich erfolgreiche Managertypen sich häufig von Frauen dominieren lassen wollten. Weil sie im Beruf so viel zu entscheiden hatten, mochten sie es, in ihrer Freizeit die Zügel aus der Hand zu geben. Aber wenn Michael ehrlich war, dann passte auch diese Theorie nicht so richtig auf ihn. Er musste zugeben, dass sein Job ihn nicht so sehr forderte, obwohl er natürlich ein Manager war. Ein Manager der Inneneinrichtung! Er vermittelte ihm nicht den Wunsch, die Zügel aus der Hand zu geben. Küchenpsychologie half ihm nicht weiter, und eigentlich akzeptierte er seine Neigung ja auch. So lange eben niemand sonst davon wusste. Schon gar keine Jugendlichen in Ballonseide mit Bierdosen, die in ihrer Bewerbung unter Hobbys auch das Ableisten von Sozialstunden aufführen konnten. Michael wartete also. Nachdem zehn Minuten verstrichen waren, kam er sich allmählich dumm vor. War das ein Test? Erwartete sie etwas von ihm? Sollte er noch einmal klingeln? Hatte sie ihn gar vergessen? War sie noch mit einem weiteren Klienten beschäftigt? Würden die beiden sich begegnen, wenn der aus der Wohnung kam und er hineinginge? Das war genau das, worauf er keinen Bock hatte. Als die ersten Gedanken in ihm hinaufkrochen, das ganze abzublasen, zurück in seine Wohnung zu fahren, eine Pornoseite im Internet zu öffnen und es sich vor dem Rechner bequem zu machen, da ertönte die weibliche Stimme in der Gegensprechanlage wieder: ...
    „Komm rauf!" Der Summer wurde betätigt und Michael stieg durch das Treppenhaus, hinauf in den zweiten Stock. Schon bevor er die Wohnung erreichte, überdeckte der Gestank kalten Zigarettenrauchs den Mief des Treppenhauses. „Mach schneller!", blaffte die Stimme der Frau ihn an, bevor er sie überhaupt sehen konnte, und er beeilte sich, ihrem Befehl nachzukommen. Schließlich stand er vor der Frau, die wie Ende zwanzig aussah. Sie lehnte im Türrahmen und schaute ihn abweisend an. Sie war relativ klein mit einer unvorteilhaften Lockenfrisur in Straßenköterblond. Sie trug eine schwarze Korsage, die ihre nicht sehr großen Brüste ein wenig anhoben. Ein kurzer Rock aus Kunstleder und eine schwarze Strumpfhose rundeten das Bild ab. Ihre Füße steckten in schwarzen Stiefeln, die bei weitem nicht so gefährlich aussahen wie die im Internet. Sie war sicherlich nicht seine Traumfrau, aber sie war auch nicht abstoßend anzusehen. Michael hatte sich schon auf ein billiges Erlebnis eingestellt, und er wurde offensichtlich nicht enttäuscht. Eine Prekariatsdomina. Der Begriff fiel ihm spontan ein, und ihm war auch bewusst, dass der nicht gerade politisch korrekt war. Aber er passte irgendwie. „Komm rein, du perverse Sau!", raunzte sie ihn an. Sie machte ihm Platz, und er betrat den Flur der kleinen Wohnung, die penetrant nach kaltem Zigarettenrauch stank. Aber je abstoßender die Szenerie war, die vergilbte Tapete, der fleckige Teppich, die Nippesfiguren aus Pressglas auf der Kommode, desto mehr ...
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