1. London Calling 03


    Datum: 06.11.2016, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    heute nirgendwohin." „Wir wollen noch ein Stück aufnehmen, auf der Vierspurmaschine. Ich hoffe, das geht euch nicht zu sehr auf den Geist und ist nicht zu laut." „Unsinn. Ihr klingt auch schon richtig professionell." Sara bedankte sich artig und schoss dann wieder ab. Es war mit Sicherheit nicht Shirleys Musik, sie hatte auch mit meinen Bändern nicht viel anfangen können, da ihr Geschmack mehr in den Charts angesiedelt war. Im Musikgeschmack würden wir daher wohl nie zusammenfinden. So unrecht war uns die Geräuschkulisse aus Ricks Zimmer nicht. Immerhin brauchten wir dadurch nicht ganz so viel Zurückhaltung zu üben. Shirley entpuppte sich als ein kleiner Nimmersatt. Nicht, dass ich mich beschweren wollte. Aber als sie dann am Sonntagmittag mit dem Taxi nach Hause fuhr, weil es am Nachmittag den Besuch ihrer Lieblingstante gab, war ich ganz schön wund und erschöpft. Unsere Beziehung nahm Formen an, Routinen, Rituale. Zunächst aber stand das Treffen mit ihren Eltern auf dem Programm. Ihre Eltern waren Mitte Vierzig, sehr nett, aber irgendwie auch etwas blasiert und distanziert. Ich gab mir Mühe, wie ein vernünftiger junger Mann zu wirken. Shirley berichtete stolz, dass ich ihr zuliebe das Rauchen gerade aufgab. Irgendwann kam dann das Gespräch darauf, dass ich schon verheiratet war, gerade in Trennung lebte, aber noch nicht geschieden war. Die zurückhaltende Akzeptanz, die ich bis dahin noch geerntet hatte, wich einem fühlbaren Misstrauen. Es sollte mir aber bei späteren ...
    Besuchen gelingen, ihre Distanz ein wenig aufzuweichen. Zumindest die Mutter mochte mich wohl auch. Auch in unserem Haus war Shirley nun Teil der Gemeinschaft, da wir trotz ihres sexuellen Appetites auch mal mit den anderen im Wohnzimmer fernsahen oder auch für alle kochten. Dafür, dass sie noch keinen eigenen Haushalt hatte, kochte sie richtig gut. Es war Anfang März geworden. Die Temperaturen stiegen schon wieder weit über zehn Grad, aber es regnete viel. Wir mussten uns langsam um ein neues Zuhause bemühen. Zu uns vieren und Gianna stieß auch noch eine Bekannte von ihr, eine Portugiesin namens Dores, die auch in ihrem Squat lebte, hinzu. Die ersten Häuser, die wir uns ansahen, waren deutlich zu klein und zu überteuert. Dann fanden wir aber doch ein riesiges Haus, mit einigen richtig massigen Zimmern teilmöbliert in Brecknock Road in Tufnell Park. Dort verlief die Grenze von Camden zu Islington, die Straßenseite, auf der das Haus war, gehörte noch zu Camden, die gegenüberliegende zu Islington. Das Haus war fantastisch, die Miete durch sechs geteilt bezahlbar, also schlugen wir zu. Ich erzählte Shirley die guten Neuigkeiten, als ich sie kurz darauf von der Arbeit abholte, weil sie bis sieben Uhr zu tun hatte. „Oh schade, ich wäre gern dabei gewesen. Und du hast dich auch gleich für ein Zimmer entschieden?" „Ja, entgegen meinen sonstigen Gepflogenheiten war ich mal größenwahnsinnig und hab mir das größte rausgesucht. Immerhin wirst du ja wohl oft zu Gast sein, da können wir den ...