1. Ich bin nicht Mary


    Datum: 13.03.2018, Kategorien: Sonstige,

    ausspioniert sondern alles zufällig erfahren hat. Vielleicht gibt sie im ja noch eine zweite Chance. *** Marianthi, welche nicht Mary ist, zumindest nicht jetzt, sondern einfach eine wunderbare, seltsame und vor allem verwirrte und verletzte junge Frau, rennt unterdessen die Strasse hinunter. Ihre Wangen glänzen von ihren Tränen, ihr Schluchzen klingt laut in der stillen Nacht hier in diesem Wohnviertel, wo an einem Sonntag Abend nach elf Uhr kaum mehr jemand auf den Strassen ist. "Ich bin nicht Mary", flüstert sie immer wieder. Die Kälte kriecht bereits in ihre Beine, ihre Arme hat sie um sich geschlungen, einerseits gegen die Kälte, andererseits im erfolglosen Versuch, sich selber Trost zu spenden. "Ich bin nicht Mary". Sie läuft für eine lange Zeit, ohne zu wissen wohin sie geht und noch viel weniger interessiert daran, es zu wissen. Immer wieder flüstert sie ihr Mantra, ab und zu von Tränen erstickt, dann von Schluchzern unterbrochen. "Ich bin nicht Mary". Irgendwann stoppt sie, schaut hinauf in den Himmel, als ob von dort Hilfe käme. "Ich bin nicht Mary", flüstert sie ein letztes Mal. Dann schreit sie, aus voller Kehle. "Ich hasse dich, Mary! Ich hasse dich! Ich hasse hasse hasse dich"! Dann sinkt sie auf die Knie, im Schatten einer alten Eibe, vergräbt ihr Gesicht in den Händen und lässt ihren Tränen freien Lauf. Sie weint lange und selbst als sie aufhört, bleibt sie noch zehn Minuten auf ihren Knien, obwohl sie völlig durchgefroren ist und ihr ganzer Körper ...
    zittert. *** Finn kann natürlich nicht schlafen. Er wälzt sich im Bett herum, spielt die Szene in seinem Kopf wieder und wieder durch, jedes Mal anders, jedes Mal besser als sie in Wirklichkeit abgelaufen ist, natürlich, denn so schlimm wie die Wirklichkeit war kann er sie nicht einmal denken. Immerhin hat er beinahe das Liebste, die Liebste, in seinem Leben anal vergewaltigt. Verletzt hat er sie sowieso, zutiefst verletzt. Er ist so versunken in seine Gedanken dass er nicht hört, wie die Wohnungstüre aufgeht. Ebenso wenig hört er das Geräusch nackter Füsse auf dem Holzboden, nicht einmal das leise Knarren der Schlafzimmertür. Er nimmt Marianthi erst wahr, als sie im trüben Licht der Strassenlampe, welche durch das Fenster ins Zimmer fällt, neben dem Bett stehen bleibt. Bevor er etwas sagen kann, und das ist vielleicht ganz gut so, denn er hätte wohl nichts wirklich Gescheites oder Passendes gewusst zu sagen in diesem Moment, so überrascht ist er, bevor er also etwas Unpassendes sagen kann ist sie bereits unter die Decke geschlüpft, ohne Hose oder Pullover auszuziehen und hat ihm ihren Zeigefinger auf die Lippen gelegt. "Halte mich, Finn. Halte mich so fest du kannst". Für eine lange Zeit liegen sie nur so da. Marianthi zittert immer noch, aber diesmal nur wegen der Kälte. Finn ist klug genug, nichts zu sagen und keine Fragen zu stellen. Er ist einfach glücklich, noch eine Chance zu haben. Das ist alles was jetzt zählt, alles andere können sie morgen besprechen, oder wann immer ...