1. Mutter in den Dünen


    Datum: 06.03.2018, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    Vor ein paar Jahren erzählte mir mein Vater auf der Hochzeit meiner Cousine die Geschichte hinter einem Foto, das ich von meiner Mutter auf dem Dachboden in einem alten Schuhkarton fand, zwischen abgeschnittenen Haarlocken meines Bruders im Alter von drei Jahren und leeren Bilderrahmen. Es zeigt meine Mutter, die vor einem Strandkorb sitzt und zu einer Person hochsieht, die man nicht erkennen kann. Auf der Rückseite des Fotos steht 1972 und Juist, da war sie knapp 19 und ich war noch nicht auf der Welt. Sie trägt einen grünen Bikini, der ihre tolle Figur betont. Der grüne Bikini brachte meinen Vater darauf. Er war bereits sehr betrunken, und ich weiß heute nicht mehr, ob er meine Mutter hatte schlecht machen wollen oder etwas wie Sehnsucht nach ihr in seinen Worten lag. Mein Vater und meine Mutter, seit drei Jahren zusammen, (aus der Sandkastenfreundschaft war die erste Jugendliebe geworden, und wenn es nach meiner Mutter ging, folgte darauf die Ehe), waren nach dem Abitur mit ein paar Freunden nach Juist getrampt, um am Strand bei Lagerfeuer, Joints und Bier den Sommer zu feiern. Sie übernachteten in der Jugendherberge, in der ein paar Italiener in der Küche arbeiteten. Charmant, jung, gut aussehend knüpften sie schnell Kontakte und schon am ersten Abend ging eine Gruppe von fast zwanzig jungen Leuten hinter zum Strand. Es wurde viel gekifft und gesungen und gelacht, und irgendwann sagte einer der Italiener aus der Küche, er habe noch etwas Gras in seinem Spind, wer denn ...
    Lust habe, mitzukommen und es zu holen. Meine Mutter und eine Freundin gingen mit, obwohl sich meine Mutter bereits den ganzen Abend über die aufdringliche Art des Italieners beschwert hatte. „Als würde er in dieser Dunkelheit meine Augenfarbe erkennen", sagte sie spöttisch. Mein Vater blieb mit den anderen sitzen und rauchte weiter, spielte Scott McKenzies San Francisco und träumte davon, wie es im Sommer of Love dort hätte sein können, wenn sie 1967 nicht alle viel zu jung gewesen wären. Irgendwann kam die Freundin alleine durch die Dünen zurück an den Strand. Als mein Vater sie ansprach, tat sie verwirrt. „Wie, die sind noch nicht hier?", nuschelte sie, während das Lagerfeuer zuckende Schatten über ihre Wangen warf. „Die sind vorgegangen." Und obwohl mein Vater kein eifersüchtiger Mensch war, stand er auf. Der Italiener, der neben ihm saß und in einem wahnwitzigen Mix aus Italienisch, Deutsch und Englisch von der RAF erzählte und den Brigate Rosse, zog ihn immer wieder zurück in den warmen Sand. Schließlich konnte er die Hand des gutaussehenden Italieners abschütteln und sich auf den Weg in die Dünen machen. Vom Meer wehte nur ein sanfter Wind, und unter seinen Füßen war der Sand noch warm. Der Strandhafer schnitt in seine Schenkel. Rasch klang die Brandung nur noch gedämpft zu ihm herüber. Das Flackern des Lagerfeuers und die Stimmen seiner Freunde verblassten. Mein Vater nahm den gleichen Weg zurück zur Herberge. Nach ein paar Metern erhellte nur noch der volle Mond den ...
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