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London Calling 06
Datum: 24.02.2018, Kategorien: Erotische Verbindungen,
schien über seinen leichten Neid recht gut hinweggekommen zu sein. Ich bedankte mich bei allen Beteiligten für ihre harte Arbeit und war selig und betrunken genug, um auch Sara für ihre Inspiration zu danken. Sie verzog etwas das Gesicht, aber bemühte sich, daran keinen Anstoß zu nehmen. Ich hatte mir den Folgetag freigenommen und las ungeduldig die ersten Rezensionen. Der Mann vom Independent fand das Stück zu elitär und pompös, lobte aber die Vorstellung der englischen Schauspielerin, Claire, die meine Psychologin gespielt hatte und eine Freundin von Kev war. Sie war ansonsten auf größeren Bühnen und im Fernsehen zu Hause. Ich persönlich hatte ihre Performance als ein wenig überprofessionell eingeschätzt. Im Evening Standard stand zumindest „ein gutes Stück" und dann wurden insbesondere Sophies und Claires Leistungen sehr gut bewertet. Ausgerechnet in der Times fand ich dann völlig überraschend die positivste Kritik zum Stück, was vielleicht daran lag, dass der Kritiker leidenschaftlicher Schachspieler war und besonders von dieser Komponente begeistert gewesen war. Er pries mich als „das größte englische Dramatalent der letzten zwanzig Jahre" an, obwohl in unserer Pressemappe recht eindeutig belegt war, dass ich Deutscher war. Überhaupt sparte er nicht mit Superlativen. Wie dem auch sei, seine und auch spätere positive Kritiken in Veranstaltungsmagazinen und kleineren Zeitungen sorgten dafür, dass wir über die geplanten vier Wochen hinaus noch sechs weitere Wochen zunächst ... ausverkaufte und danach immer noch gut besuchte Vorstellungen hatten. Der Theaterbesitzer gab mir prompt zu verstehen, dass ich auch alle weiteren meiner Stücke dort zur Aufführung bringen durfte. Ich aber war völlig leer. In einer eigenartigen Umkehrung der Euphorie schlug ich mental lang hin. Das neue Stück, was ich eher organisch entwickeln wollte, war an einer Stelle angelangt, wo nach echten Statements gefragt wurde. Ich saß da und dachte, nun da ich weiß, dass ich eine eigene Stimme habe, habe ich nichts mehr zu sagen. Auch Musik konnte mir für eine gewisse Zeit nichts geben. Es war schon Anfang Dezember, als ich Sara in ihrem neuen Zuhause besuchte. Das Haus war klasse, sah nach gerade abgeschlossenen Renovierungsarbeiten zwar noch nicht ganz fertig aus, hatte aber einen Charme und Charakter, der irgendwie auch gut zu ihr passte. Ihr Zimmer war erneut recht klein, aber das hatte sie ja noch nie gestört. Schlechte Nachrichten gab es aber auch. Oberon war ihr weggelaufen, kurz nachdem sie in das Haus eingezogen war. Er hatte wohl dauernd Zerch mit einem anderen massigen Kater gehabt, sich kaum noch aus dem Haus getraut und irgendwann war ihm die Sache wohl zu dumm geworden. Sie hoffte aber immer noch darauf, dass er von sich aus zurückkehrte. Da der Kurs an der Royal Academy begonnen hatte und damit sie auch zu Hause an ihren Sachen weiterarbeiten konnte, hatte sie sich eine Werkbank mit Löt-Station und Gasflasche am Fenster aufgebaut. Daneben war ein Kamin, in dem ein ...