1. Der Kirschbaum - plötzlich Farbe


    Datum: 18.02.2018, Kategorien: Erstes Mal,

    Nur nicht entdeckt werden und erst recht kein Fehltritt, sagte er vor sich hin, während er einerseits höher nach oben und zugleich weiter nach vorne auf dem sich verjüngenden Ast robbte. Der Winkel war ideal gewählt, um in den vorderen Bereich des Schlaf­zimmers sehen zu können, wenn auch nur bis zur Kante des Bettes, nicht aber in den hinteren Bereich, wo sich Ildikó ganz offenkundig mit ihrem Be­sucher befand. Das Bett schaukelte und die Tagesdecke war auf den Fuß­boden geglitten wie auch eine der Steppdecken achtlos dort hin ge­knüllt war. Die gewechselten Worte, so man diese überhaupt als Teil eines Ge­spräches bezeichnen konnte, waren knapp gehalten, gepresste kurze und helle Ja, gefolgt von dunklen tieferen ja oh ja. Offenkundig ein Mann, dem dies alles, was sich auf dem Bett ab­spielte, mindestens eben­so Spaß machte wie seiner Ersatzmutter. Und dass es nicht die Stimme von Manfred, ihrem Mann war, stand außer aller Zweifel fest. Nicht dass es Richard als falsch oder verwerflich fand, sondern irgendwie konnte er es ihr sogar nachvollziehen, denn Manfred hatte wirklich immer ein mürrisches Gemüt. Kaum einmal, dass er lachte - und wenn dann eher, wenn er vom Wirtshaus oder einem Bierfest nach Hause wankte. Dass er als Polizist auch einer Schusswaffe immer bei sich trug, war auch nicht gerade Vertrauen erweckend. Und letztlich, wenn man die beiden betrachtete, er mürrisch, alt wirkend und hinkend, sie aber jung und blühend, blendend gelaunt und stets ein Lächeln auf den ...
    Lippen, dann konnte man sich schwer feststellen, warum die beide wirklich ein Paar waren und zusammen gefunden hatten. Das sie ihn hatte heiraten müssen, wegen der Leute und so und wegen des Geredes, wo doch schon ein Kind unterwegs war - das erschien immer logischer und schlüssiger zu sein, konnte nun auch Richard zustimmend bestätigen. Und dass es dann auch noch die Gerüchte gab, dass Josef nicht sein Sohn wäre und Karin vielleicht auch nicht, das empörte ihn zwar innerlich, aber etwas mehr als ein Funke Wahrheit konnte schon dahinter liegen. Denn die einzigen Ähnlichkeiten, welche die Geschwister aufwiesen, waren jene Merkmale, die sie von Ildikó geerbt hatten. Etwa die langen Locken, das fröhliche Gemüt und dann bei Karin auch - die langen Beine, schlanke Form und den sich gut entwickelnden Gewandbausch, der bei Ildikó gerade zum Hineinbeißen wohlfeil ausgeprägt war. Manche Wortfetzen schwirrten wieder, die Richard im Gespräch seiner Eltern aufgeschnappt hatte, dass sie wohl vielleicht sogar wen anderen hätte und bei all dem das ja trotzdem kein Wunder sei. Eine junge lebensfrohe Frau in der Blüte und dann mit einem alten Deppen beisammen, den sie ja nur der Kinder wegen habe nehmen müssen seiner­zeit. Und dann auch noch die Aussage schlechthin, die ihm erst jetzt im Baum thronend so richtig zu dämmern begann und um einiges später dann auch nochmals nachdem er Ilonas Brief gelesen hatte (aber das kommt noch, werte Leser...). Und wer weiß, was alles ihm der Russe (wieder ...
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