1. London Calling 02


    Datum: 16.02.2018, Kategorien: BDSM,

    verblüfft an. „Was meinst du? Wir ... wir sind Freunde." „Ja, vielleicht glaubst du's ja auch wenn du's dir und anderen oft genug erzählst. Sei doch nicht so feige. Tschüss. Nett dich kennengelernt zu haben." Sara schwieg betroffen. Erst auf der Busfahrt äußerte sie sich dazu. „Was hast du ihr denn von uns erzählt?" „Gar nichts. Sie hat ... eine eigenartige Begabung." „Was meinst du?" „Sie fühlt sich in Leute hinein, irgendwie." Sie sah angestrengt aus dem Fenster, als gäbe es dort irgendeine Sensation zu erhaschen. „Vielleicht klappt das ja nicht immer gleich gut", meinte sie nach einer langen Pause. „Ja vielleicht." Wir beeilten uns, das Gespräch auf die Kätzchen und mögliche Namen für sie zu lenken. Wir einigten uns darauf, dass ich mir einen Namen für den Kater und sie für die Katze aussuchen würde. Ich entschied mich für Oberon. Unser Kätzchen würde Agatha heißen. Sie schienen ihre Mutter nicht sonderlich zu vermissen und freundeten sich schnell mit uns an. Oberon hatte rot-weißes Fell, Agatha war ein grau-schwarzer Tiger. Es gab spezielle Nahrung für Kätzchen in dem Alter, und ich schoss los, um diese zu besorgen. Auf dem Rückweg ging ich in den nächsten Falafel Laden. Die Falafels in Stamford Hill waren unglaublich gut. In dem Laden war ich auch vorher schon mal gewesen. Im Gegensatz zum vorherigen Mal stand diesmal eine alte Frau hinter den Tresen. Als sie mir die Tüte über den Tresen reichte, fiel mein Blick auf ihr Handgelenk. Eine sechsstellige Nummer war dort ...
    eintätowiert. Eine KZ-Überlebende. Eine Welle von Scham und Schuld schlug über mir zusammen. In meinem Fall hatte der Geschichtsunterricht gewirkt. Hatte die KZ-Besichtigung in Buchenwald bei unserer Abi-Fahrt in die damalige DDR das Gefühl der nationalen Schuld erzeugen können, das immer noch vorhielt. Ich erinnere mich noch an den unglaublichen Zynismus der Torinschrift beim Eingang in dieses Lager des Grauens: Jedem das Seine. Unsere Blicke trafen sich. Ich bat sie innerlich um Vergebung für alles, was mein Volk ihr angetan hatte. Ihr mildes Lächeln war wie eine Absolution. Die Geschichte brachte mich ganz hübsch durcheinander. Vor allem, weil sie in eine Kerbe schlug, die eh schon offen war. Ich hatte richtige Gewissensbisse wegen der Geschichte mit Chris. Ich paddelte wie ein Ertrinkender in einem Meer von Scham und Schuld. Ich war mir einigermaßen sicher, dass ich mich in Chris nicht verlieben würde. Und dennoch wurde ich von ihr angezogen, wie von einem Magneten. *** Pünktlich um vier stand ich vor ihrer Tür. Hinter mir lagen eine schlaflose Nacht und ein paar unruhige, erschöpfte Dämmerzustände am Morgen. Sie öffnete mir ohne das erwartete triumphierende Lächeln. „Schön, dass du da bist. Komm mit." Sie zog mich an meiner Hand in ihr Zimmer, das im obersten Stockwerk lag. Ihre Ruhe und Gelassenheit irritierten mich, ohne dass ich hätte benennen können, warum. Ihr Zimmer war sehr geräumig und aufgeräumt, ein großes Bett mit geschmiedetem Eisengestell, eine kleine Sitzecke ...
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