1. Die Violinistin und die Bassistin 9


    Datum: 12.02.2018, Kategorien: BDSM, Reif, Tabu,

    aber sie erzählte, dass diese Woche quasi ihr Jahresurlaub gewesen wäre. Allerdings sagte sie auch, dass sie selbst in dieser Woche die Violine stets dabei gehabt und jeden Tag geübt hätte. Das war definitiv nicht wahr. Ich wusste nicht, warum sie log. Vielleicht wollte sie der Öffentlichkeit zeigen, wie hart sie arbeitete, vielleicht hatte sie aber auch all den Leuten, die auf sie aufpassten, zu üben versprochen. Es war interessant, was ich alles über sie erfuhr, und ich bekam ein vollkommen neues Bild von ihr. Vieles wurde mir nun klarer, und ich musste gestehen, dass sie mir Leid tat. Denn wie sie mit Musik umging, das war meiner Meinung nach nicht normal, das war nicht schön oder gesund. Joelle erzählte in dem Interview, dass sie die klassische Musik liebte, aber in der Zeit, in der wir zusammen waren, beschäftigte sie sich nie damit. Sie hörte auf ihrem iPhone keine klassische Musik. Wenn wir zusammen waren, kam diese Musik nicht vor. Ihr Interviewer fragte, ob sie auch moderne Musik hörte, aber sie verneinte, meinte, dass die alte Musik so komplex und facettenreich wäre, dass sie so viel zu lernen hätte. Sie hätte keine Zeit, sich mit moderner Musik zu beschäftigen. Auch das war nicht wahr. Ich hätte mich betrogen fühlen können. Ich hätte mich angelogen fühlen können. Aber ich hatte das Gefühl, dass sie nicht mich anlog, sondern ihren Interviewer, ihre Lehrer, ihre Eltern, das Management und die Zuschauer. Wusste ich mehr über sie als alle anderen Menschen auf ...
    der Welt? Das schmeichelte mir für einen Augenblick, bis ich merkte, dass sie natürlich auch mich belog. Sie schien zu niemandem so richtig ehrlich zu sein. Zu mir vielleicht etwas weniger unehrlich als zu anderen. War das schon eine Auszeichnung? Ich wusste es nicht. Das Interview wurde unterbrochen. Dann wurde sie mit ihrer Familie gezeigt. Ich sah zum ersten Mal ihre Eltern, die darüber schwärmten, wie stolz sie auf Joelles Erfolge waren. Sie waren mir zutiefst unsympathisch in ihrer hölzernen und arroganten Art, und ich fand in ihren Bewegungen und ihren Worten eine Reihe von Eigenschaften, die sich auch Joelle angeeignet hatte. Sie wurde einige Male mit Ann Sophie Mutter verglichen. Joelle wäre die neue Ann Sophie Mutter oder die spirituelle Nachfolgerin oder die geistige Tochter. Die Begriffe tauchten alle auf. Es waren Zitate von scheinbar bekannten Kennern der klassischen Musik. Ich kannte keinen davon. Den Namen Ann Sophie Mutter hatte ich schon einmal gehört, aber ich musste ihn googlen. Wikipedia sagt, dass sie eine deutsche Geigerin ist und zu den erfolgreichsten Musikerinnen weltweit gehört. Okay, das waren große Fußstapfen, in die man Joelle stellte. Ich konnte gut verstehen, dass da eine Menge Druck auf ihr lag. Das wäre so, als würde man mich als Bassistin mit Paul McCartney zusammen erwähnen. So von wegen erfolgreichste Bassistin weltweit. Niemand käme auf diese Idee. Ich war einfach nur eine von Millionen Bassistinnen auf der Welt. Joelle aber war etwas ...
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