1. Mitternacht


    Datum: 31.01.2018, Kategorien: BDSM,

    „Süße, komm gut nach Hause“, schallt es noch hinter mir her, als ich schon meine Tasche und meinen Mantel greife und aufstehe. Ich wende mich ab und gehe zum Tresen, während die anderen schon wieder kichernd in ihr Gespräch vertieft sind. Ungeduldig klopfe ich mit meinem Portemonnaie auf den Tisch, weil der gestresste Barmann, der mir die Rechnung bringen wollte, mich offensichtlich schon längst wieder vergessen hat. Oh, halt, zu früh geurteilt. Er kommt zu mir und ich bezahle schnell. Endlich kann ich wieder nach Hause. Ich freu mich schon auf mein Buch. Der maskierte Entführer hatte sein Opfer gefesselt und betrachtete sie lüstern. Es schien ganz so, als ob… Eine Hand legt sich auf meinen Arsch, Finger krallen sich in mein Fleisch. Empört drehe ich mich um. Die Besoffenen von vorhin haben es anscheinend aufgegeben, sich an die Bedienung ranmachen zu wollen, und haben ihre Aufmerksamkeit auf die weiblichen Gäste gelenkt. Einer von denen scheint etwas zu mutig geworden zu sein. Ruckartig drehe ich mich weg, sodass seine Hand mich nicht mehr erreichen kann. Zornig sehe ich ihn an und frage ihn, was er sich einbildet. Der jedoch grinst nur und meint: „Komm schon, Prinzessin, Du willst es doch auch.“ Dabei steht er auf, greift meine Hand und zieht mich zu sich heran. Sein Mund nährt sich meinen Lippen, sein Atem stinkt widerlich nach Schnaps und Zigaretten. Ich versuche, mich zu entziehen, doch gegen einen Betrunkenen, der mich um einen Kopf überragt und auch etliche Kilos ...
    schwerer ist, habe ich keine Chance. Verdammt, dieser Laden ist brechend voll, und niemand merkt, dass ich gerade mal ein wenig Hilfe gebrauchen könnte…? „Ich glaube, die Dame hat nein gesagt.“ ertönt eine Stimme neben mir. „Ach komm schon, nimm Dir doch selbst eine, sind doch genug für alle da.“ lallt der Typ, lässt mich aber los, sodass ich endlich zurücktreten kann. Ich wende mich meinem Fürsprecher zu. Ein durchdringender Blick. Aufmerksam, berechnend, intelligent, überlegend. ER steht vor mir. Ich bedanke mich. Ich weiß nicht wirklich, was ich sagen soll und komme mir blöd vor. Statt einer Antwort nimmt er mir wortlos meinen Mantel ab, und ich lasse zu, dass er ihn mir hinhält. Ich strecke meine Hände durch die Ärmel, sage noch einmal „Danke“ und gehe zur Tür. Er folgt mir. Na toll, das ist ja wohl das totale Klischee, denke ich mir: interessanter Fremder spielt in genau dem richtigen Augenblick den großen Retter in der Not, gibt dann den Gentleman und bleibt anschließend aus irgendeinem Grund in ihrer Gesellschaft. Aber dennoch schlägt mein Herz ein wenig schneller, als ich vor die Tür trete. Kälte umfängt mich. Ich beeile mich, meinen Mantel zu schließen und verfluche meine Idee, den Schal zu Hause liegen zu lassen. Ein eisiger Wind umweht mich und ich muss mich zusammenreißen, damit ich nicht anfange, zu zittern. Ich hoffe, dass ich schnell zu Hause bin, im Warmen. Aber da ist noch immer der Unbekannte, der hinter mir stehen geblieben ist. Innerlich seufzend drehe ich mich ...
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