1. Gerlinde - Teil 2: Nachhilfe


    Datum: 03.01.2018, Kategorien: Erstes Mal, Reif,

    Nachhilfe Wie zuvor schon angedeutet. Es wäre sicherlich nicht notwendig gewesen, dass ich mir noch ein Zubrot verdiente, aber natürlich war das nicht schlecht. Aus gar manchen Gründen sprach einiges dafür, dass ich etwas tat, was mich aus dem sonstigen Alltagstrott endlich irgendwie heraus riss – und es tat gut, gerade auf diese Art und Weise einfach in Kontakt mit Menschen zu bleiben, vor allem mit jun­gen eben. Bei Musik war es klar – da hatte ich all jene als Lehrerin, welche das mit Liebe und Leidenschaft und eben aus freien Stücken heraus machten: ein Musikinstrument zu lernen, Klavier vor allem und auch Violine, die ich beide beherrschte. Bei Mathematik und den Sprachen, die ich unterrichtete, da war es schon eher der Zwang aus der Schule heraus, der die eine oder an­dere zu mir her trieb, um es so zu nennen. Aber ich schaffte es schon, vor allem das in ihnen zu erwecken, was das wichtigste war und die innere Blockade dann auch löste. Motivation! Ein innerer Zwang und diese Sinn­lo­sigkeit, warum man dies oder jenes lernen sollte, das war bei mir nie ein Thema gewesen – und ich war mir sogar sicher, dass die meisten zu mir recht gerne kamen, selbst wenn es gar nicht mehr so nötig gewesen wäre vom Lernerfolg her. In gewisser Hinsicht war ich für viele wohl so etwas wie die liebe Oma geworden, mit der man das eine oder andere schon auch be­re­den konnte. Bei der es einen duftenden Tee gab – je nach Laune der Kin­der und der Bedürfnisse und immer Kekse oder auch Kuchen. ...
    Nein, nicht jenen aus dem Supermarkt, sondern selbstgebacken – das war ich ja gewohnt und tat es gerne. Und alleine der Duft und die Stimmung, ver­bun­den ja auch mit Ölen und Kerzen … das war etwas anderes in meiner ge­räumigen Wohnung, die ich mir wie ein kleines Nestchen ein­ge­richtet hatte. Ich liebte die Wohnung, die Blumen darin und die Katze, die ich mir auch nun zugelegt hatte. Kater, um genau zu sein – british shorthair: Ein richtiger Brite, ein richtiger Stuben­hocker, der maunzte und verwöhnte werden wollte und der jedem Neuankömmling interessiert zuging und ihm vorgaukelte, er wäre wohl noch nie in seinem wunderbaren Katzenleben gestreichelt worden. Und wenn er die Beine der Schülerinnen und Schüler umschnurrte und den Schwanz hoch aufstellte und miaute und große Augen aufriss, das fiel es schon alleine deswegen den meisten recht leicht, sich zu öffnen und auf den zu schulenden und besprechenden Stoff zu konzen­trieren. Ohne dieser Nachhilfe wäre es irgendwie ein Untertauchen in der Ano­nymität der Stadt gewesen, hatte ich den Eindruck, wo ich mit dem Leben letztlich schon abgeschlossen hätte, auch wenn ja sechzig gerade heute erst recht kein Alter mehr war. Zwar hatte ich das so noch nie direkt gesehen oder wohl besser gesagt, mir nicht ein­ge­stehen wollen – aber es stand außer aller Zweifel. Nicht nur schon seit dem Tod meines Mannes, der ja auch schon wieder zwei Jahre zurück lag, hatte ich kaum etwas getan, außer: einkaufen, kochen, aufräumen und fernsehen. ...
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