1. Freifrau + Philosophiestudent 02


    Datum: 18.12.2017, Kategorien: BDSM,

    ein Turnierplatz für Verführer. Lange Zeit war es auch ein beliebter Treffpunkt der lokalen Homo-Szene gewesen, aber letztlich hatten alte Damen und junge Pärchen die Oberhand behalten. Der Gründer hatte eine üppigen Ausstattung geplant und wollte das Café deshalb „Café pompös" nennen. Doch dieses Wort kam ihm zu Deutsch, zu bieder, zu wenig exotisch vor; also hatte er eine feinere, nach Möglichkeit eine echt französische, Bezeichnung gesucht. Das bereitete freilich Probleme, denn unser Caféhausbesitzer in spe konnte Französisch nicht. „Halt, du semantischer Ignorant!" donnerte sein Sprachgewissen unserem Autor bei dieser Passage ins Ohr: Was schreibst du da für einen Mist? Kannst du etwa selber kein Deutsch? ‚Der Caféhausbesitzer SPRACH kein Französisch' heißt das! Oder willst du etwa deine unschuldigen Leserinnen und Leser zu einer Wanderung in sprachliche Feuchtgebiete verleiten?" Unser Autor zeigte sich einsichtig und korrigierte: Der Gründer war der französischen Sprache nicht mächtig. Zum Cafénamen Pompeuse kam er durch eine Farblithografie aus dem 19. Jahrhundert, etwa von der Größe einer Illustrierten, die er durch Zufall im Schaufenster eines Kunsthandels sah. Sie zeigte eine aufgetakelte Dame -- oder „Dame"? -- und war mit „La Pompeuse" beschriftet. Zweifellos handelte es sich um eine karikierende Sozialkritik, aber derartige Feinheiten entgingen unserem Geschäftsmann. Er kaufte das Bild, hing es zur Eröffnung an prominenter Stelle -- gleich im Eingangsbereich -- ...
    auf, und so hieß dieses Etablissement von Anbeginn an „Café Pompeuse". Der Chef änderte die mittlerweile gut eingeführte Bezeichnung auch dann nicht, als nach einigen Jahren zwei französische Touristen vorbei kamen und -- vergeblich -- nach einem Gefäß zur Aufnahme ihrer Sahne suchten. (Die Lithografie ist mittlerweile etwas ausgebleicht, doch hängt sie noch immer am selben Platz: ein Zeichen rührender Pietät gegenüber dem längst verstorbenen Gründer.) Ernst lud seine Begleiterin ein und bestellte auch gleich, als die Kellnerin kam „2 Stück Schwarzwälder Kirschtorte, die großen Stücke, und 2 Kännchen Kaffee". Die großen Stücke waren eine Spezialität des Hauses und vergleichsweise günstig, aber da Gertrude außer einem Brötchen zum Frühstück noch nichts gegessen hatte, und jetzt schon die Mittagszeit überschritten war, hätte sie doch gern etwas Substantielleres im Magen gehabt. „Ich wollte eigentlich etwas Warmes essen". Vorwurfsvoll sah sie ihn an. „Setz dich" sagte er und wies ihr den Platz gegenüber an. Sie saßen in einer Nische, er mit dem Rücken zur Wand, sie mit dem Rücken zum Restaurant hin, das aber im Moment nur schwach besucht war -- die Mittagszeit war vorbei, die Kaffestunde noch nicht erreicht -- und wo in jenem Teil, der von dieser Nische aus sichtbar war, momentan überhaupt keine Gäste saßen. Ernst nahm ihr Gesicht zwischen seine Hände und streichelte es. Erst die Backen mit den Handflächen, dann wandte er sich einzelnen Teilen zu: er strich ihr über die Augen, so ...
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