1. Unermessliche Liebe 1


    Datum: 15.12.2017, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    – wenn Gesche damit einverstanden war – in den darauffolgenden Tagen gleich machen. So geschah es dann auch. Es war nicht ganz einfach, klappte aber schließlich doch. Gesche war jetzt die rechtmäßig angetraute Frau meines Onkels und zog schon die folgenden Tage auf den Hof. Mein Onkel wollte es so. Sie war jetzt die Bäuerin, die Herrin auf dem Moorhof und wurde sofort von allen ganz selbstverständlich als solche respektiert. Die kirchliche Hochzeit wollten sie nachholen, wenn er wieder zu Hause war. Die Nachrichten von der Front verhießen nichts Gutes. Täglich überflogen uns ganze Schwärme feindlicher Flugzeuge bei Tag und Nacht. Deutschland lag schon in Schutt und Asche. Und immer noch wurde weiter bombardiert. Immer herrschte die große Angst, dass sie auch uns treffen wollten, auch wenn rundherum nur einzelne Gehöfte waren. Der alte Pastor, einer der wenigen, dem man noch trauen konnte, kam in viele Häuser. Er wusste auch zu erzählen, wie es wirklich war. Der Krieg war längst verloren. Es war März 1945. Von meinem Onkel war schon seit Wochen keine Nachricht mehr gekommen, auch von den meisten anderen nicht, die aus dem Dorf zur Wehrmacht eingezogen waren oder zwangsverpflichtet für die Rüstungsindustrie irgendwo arbeiten mussten. Dass mein Onkel sich schließlich in letzter Minute in den letzten Kriegstagen und Stunden vor der Kapitulation über die Elbe in amerikanische Gefangenschaft retten konnte, empfanden wir fast als eine Frohbotschaft. Bei den Russen hätte es da ...
    sehr viel schlechter ausgesehen. Die gefangenen Soldaten und hunderttausende Zivilpersonen aus den östlichen Bereichen und Berlin wurden von den Russen sofort nach Sibirien zur Zwangsarbeit abtransportiert. Die wenigen Nachrichten, die zu uns durchsickerten, ließen zumindest nicht das Schlimmste erahnen und gaben uns zu Ludwig etwas Hoffnung, auch wenn angeblich bei den westlichen Alliierten hunderttausende Gefangene starben. Dass er lebte, erfuhren wir vom alten Pastor, der sich jetzt wieder von Früh bis Spät um seine Schäfchen kümmern durfte. Mit jeder Woche Nachkriegszeit hofften wir mehr, dass er bestimmt schon bald nach Hause kommen würde. Damit hatte er zumindest eine etwas größere Chance zum Überleben. Es dauerte noch ein paar Wochen. Er hatte Glück und wurde schließlich von den Engländern rasch aus dem Gefangenenlager entlassen. Ende Juni sahen wir wie eine zerlumpte, heruntergekommene Gestalt aus dem zur Straße hin gelegenen Wald auf die großen Höfe in der Einöde zuging und dachten, dass sich wieder einmal ein marodierender, ehemaliger Kriegsgefangener, Landstreicher, Bettler usw. zu uns verirrt hatte. Solche Leute zogen ja ständig über das Land und stahlen alles, was nicht niet- und nagelfest war. Als er schließlich an der Haustüre stand, erkannten wir alle nicht, dass es mein Onkel war. Furchtbar sah er aus. Abgemagert und dünn war er, ja, richtiggehend ausgezehrt sah er aus, wie ein Klappergestell stand er vor uns. Man konnte ihn auch aus unmittelbarer Nähe kaum ...
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