1. Unermessliche Liebe 1


    Datum: 15.12.2017, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    ihn und den Gemeinderat einfach ab und ersetzten sie durch linientreue Mitglieder der NSDAP. Es waren nicht die honorigsten Bürger, die jetzt die Verantwortung trugen. Ihre Qualifikation für diese Ämter war ausschließlich, dass sie geradezu fanatisch ihren ‚Führer’ anbeteten. Leuten wie meinem Onkel begegnete man allenthalben mit großem Misstrauen. Die einen wussten, dass er sie hasste und die anderen wussten, dass er von den Nazis gehasst wurde und übten Distanz, um ja nicht das Missfallen der Braunen zu erregen. Nicht wenige gab es, die ihn bis zum Kriegsende überhaupt nicht mehr kennen wollten. Es war Anfang 1944. Die Tiere mussten weitgehend alle abgegeben werden. Die Ställe waren nahezu leer. Die Knechte hatte man eingezogen und die Mägde wurden für kriegswichtige Betriebe kurzerhand zwangsverpflichtet. Auch mein Onkel musste trotz seines relativ hohen Alters von Ende Vierzig noch zum Fronteinsatz einrücken. Er kam zu einer Kavallerieeinheit und musste sich um die Pferde kümmern. Keiner wusste, ob er jemals wieder die Heimat sehen sollte. Er und alle seine Knechte kamen nach der kurzen Englischen Gefangenschaft wieder nach Hause. So viel Glück hatten nicht viele. Fast aus jeder Familie im Kirchspiel blieb jemand auf einem der Schlachtfelder. Die meisten wurden bei den Rückzugsgefechten von blindwütigen Offizieren und letztlich auf Befehl des ‚Obersten Kriegsherrn’, des ‚Führers’ in die Bombenhagel der Stalinorgeln an der Ostfront und der Panzer und Fliegerangriffe der ...
    Alliierten, allen voran der Amerikaner und Engländer an der Westfront in das alles vernichtende Feuer geschickt. Auch mein Vater wurde im Januar 1945 noch zum Fronteinsatz herangezogen und schon nach ein paar Tagen von Granatsplittern tödlich getroffen. So richtig zum Trauern und Nachdenken kam damals, Ende April und dann im Mai 1945, niemand. Alle waren zu sehr damit beschäftigt, wieder einigermaßen normale Verhältnisse herzustellen und das Leben auf den Höfen aufrecht zu erhalten. Meine Mutter kümmerte sich mit zwei Mägden bei uns um den Hof und die paar Tiere, die uns verblieben waren. Bei meinem Onkel waren es seine ledige Schwester, die bei ihm wohnte, ebenfalls zwei der noch verbliebenen Mägde und ich. Es verging kein Tag, an dem nicht auch ich auf des Onkels Hof war und half, wo es nötig war. Die paar Kühe und Jungtiere waren schnell versorgt. Die Pferde hatte alle das Militär requiriert. Die Vermögenswerte hatte er gut mitten im Moor versteckt. Nur er und mein Vater kannten diesen Platz. Dort hielten sie auch etliche der Tiere gut versteckt und die Unterkünfte der Tiere getarnt. Bevor er einrücken musste, rief mich mein Onkel zu sich und zeigte mir, auf welch verschlungenen Wegen man zu den Verstecken inmitten des Moores kommen konnte. Nahezu täglich erreichte eine andere Familie in der Umgebung eine Schreckensnachricht. Alle, die einen Angehörigen im Krieg wussten, schauten in panischer Angst aus dem Fenster, ob der Briefträger hereinkam oder vorbeifuhr. Wir redeten ...
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