1. Memoiren des Menard - Prolog+Intro


    Datum: 14.12.2017, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    In elf Monaten könnte ich 70 werden. Die Zeichen dafür stehen eigentlich ganz gut, habe ich mir doch noch etwas Anregendes vorgenommen, das Sie, wenn's dann geklappt haben sollte, in Ihrem 'Jetzt' gerade als Lektüre aufgetan haben: Grüße aus einem Leben als Verehrer und Fischer der Frauen. Seit drei Wochen kann ich keinen Besuch mehr empfangen. Ich habe nämlich alle Tische des Hauses zusammen geschoben, um darauf die Bilder und Notizen aus meinem Fotografenleben endlich mal richtig zu sortieren. Das fordert mich eigentlich schon genug. Aber es hat sich auch noch im Laufe der Zeit auch die Hinterlassenschaft meines Pflegesohns darunter gemischt. Sönken verschwand vor 15 Jahren, und ich hoffe immer noch, dass er uns einfach nur entschwunden ist, dass er irgendwo sein neues Ding macht. Ganz früher waren wir wie Feuer und Wasser. So hatte es mich durchaus gewundert, dass er nach einigen Zickzacks ebenfalls Fotograf wurde. Sicher, ja, er entwickelte seinen eigenen, einen freieren Stil als ich: bunter, schriller, spontaner. Nur unser Sujet war gleich: Frauen und erotische Momente. Neben seinen Fotos ließ er auch seine Tagebücher zurück. Sie sind spannend zu lesen, weil sich in ihnen Erlebtes (... von dem andere nur träumen) mit ganz schön prickeligen Phantasiegeschichten mischt. Und zwischendrin fand ich, wie er dazu kam: „Es begann beim Langweiligsten, das ich mir vorstellen konnte: Wäsche aufhängen. Da war ich immer für mich allein. Nachdem andere Gedankengänge dort nicht ...
    funktionieren wollten, begann ich gezielt zu phantasieren. Ich stellte mir interessante Frauen vor und erotische Geschichten um sie herum. Erst waren die Geschichten nur dafür da, den Frauen Leben einzuhauchen, sie mir wirklich vorstellen zu können. Mit der Zeit aber führte ich eine andere Regie ein: Es ging um meine eigenen, geheimen sexuellen Wünsche und dann step by step um die Erforschung neuer, noch unbekannter Gebiete oder gerade aufgeschnappter Skandale. Ich testete aus, ob mich so eine neue Idee aufregen würde oder nicht, ob ich sie lieber versteckt halten wollte oder sie auch auszuleben bereit wäre. Meine Phantasien nenne ich den Karneval von dem, was ich mitbekomme -- und ganz klar: ohne das Wäsche aufhängen wären später meine Bilderwelten nur Mainstream geworden. ..." Mit solchen Eintragungen zwischen wilden Geschichten, die zum Schluss hin immer hastiger aufgeschrieben wurden, kam er zwischendurch auf sich selbst zurück. Und dabei wurde er von Mal zu Mal mysteriöser: „Der Gesättigte liest nicht, er hat keine Sehnsucht. -- Ich schreibe. Bin ich also süchtig? Oder nur hungrig nach Sättigung? Beides Sch***. Neugierde! Wollte mal wissen, was sich hinter der nächsten Biegung verbirgt. Und weiter. Ich hangelte mich in immer enger und steiler werdenden Krümmungen Richtung Licht bis zu dem Drang hin, eine Feuerleiter rauf zu müssen. Was saugt mich da hoch? ... Es ist wie ein Spiel mit dem Feuer. Oder wie mit den Wassermassen, die unsere Erde mal ersaufen werden. Verbrennen oder ...
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