1. Tiroler Bergsilvester 02: Vertrieben


    Datum: 27.09.2017, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    direkt aus der Flasche. Mit dem Hochprozentigen schossen Gedanken durch ihr aufgewühltes Gehirn. Erinnerungen an ihre wilde Jugend und wie sie, Partyqueen, Modeltalent und Sportskanone, sich sehenden Auges in das Eheabenteuer mit dem Mädchenschwarm von damals gestürzt hatte. Damals, da war echt die Post abgegangen, wenn sie und ihre Busenfreundinnen bei einer Party gut drauf waren. Ihr Männerverschleiß war legendär. Ohne Neid und ohne Bedenken hatten sie ihre Eroberungen untereinander weitergegeben und danach schamlos deren Vorzüge und Makel durchgehechelt. Herrliche Zeiten, erinnerte sich Michaela gramvoll. Wohin waren diese entschwunden? Es hing wohl mit dem Auftauchen des männlichen Pendants zu ihrem Nymphentrio zusammen, beziehungsweise eher umgekehrt damit, dass die drei Mädchen in Studentenkreise aufgestiegen waren. Dort fielen sie den drei Platzhirschen Rudi, German und Ivo natürlich gleich auf. Wer da wen erbeutet hatte, ließ sich im Nachhinein nicht mehr feststellen, jedenfalls waren binnen kürzester Zeit die drei heißesten Junggesellen und die drei schärfsten Bienen vom Markt. Auf diese Weise hatten sich Rudi, German und Ivo auch endlich kennen und respektieren gelernt, denn zuvor waren sie, anders als Bettina, Sigrid und Michaela, lediglich gefürchtete Konkurrenz gewesen. Dafür war auf einmal die 'Zeit des Teilens' für die jungen Damen vorbei gewesen. Jede hatte ihren Märchenprinzen gefunden und als Michaela und Rudi als erste den Sprung in die Ehe wagten, hatte ...
    keiner dieser Ehe längeren Bestand prophezeit und doch war es fast siebzehn Jahre gut gegangen. Sehr gut sogar. Bis jetzt. Und nun? Michaela tat sich schon ein wenig schwer mit dem Denken, dafür war die Schnapsflasche leichter geworden. Mühsam besann sie sich, schob den Schnaps beiseite, sah sich im schwachen Licht, das von oben durch die offenstehende Schlafkammertür drang, um, griff sich eine halbleere Weinflasche und ein anscheinend noch unbenutztes Glas. Blauer Portugieser, Rudis Favorit. Das schob die drohende Volltrunkenheit sicher ein wenig auf. Was blieb ihr schon übrig, angesichts des Desasters, das sich da aufgetan hatte? Michaela hob den Blick zu der urigen Kuckucksuhr, die gerade melodisch ein einzelnes „Kuckuck" geäußert hatte. Mein Gott, erst knapp eine Viertelstunde war vergangen! Sie schenkte sich noch ein Glas ein und nippte, nun recht vorsichtig. Andererseits, sinnierte Michaela, war das vielleicht die Chance, einmal reinen Tisch zu machen. So ganz blütenweiß war ja ihre Weste auch nicht. Ihre Stimmung hob sich ein kleines Bisschen. Vielleicht konnte man die alten Zeiten irgendwie aufleben lassen? Wo blieben denn die anderen? Draußen war es doch arschkalt, die konnten doch nicht nackt da draußen ... Eisiges Entsetzen packte sie. Waren die drei womöglich schon erfroren? Würde sie steife Körper vor der Hütte finden, von Raureif überzogen? Michaela stürzte zur Tür, riss sie auf. Draußen war es stockfinster, der Mond war hinter einer dichten, schwarzen Wolkenfront ...