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Kontakt Kapitel 01
Datum: 17.09.2017, Kategorien: Erotische Verbindungen,
könnte. Es wäre mir nie in den Sinn gekommen, meine Langeweile in unseren von allen Seiten einsehbaren Arbeitsplätzen auf diese Art und Weise zu vertreiben, dafür brauchte ich schon die Intimität meiner kleinen neuen Wohnung. Irgendwie war dieser Tag aber so dröselig, dass ich mir aus purer Neugier die Webseiten im Verlauf ansah, auf die er am Morgen noch zugegriffen hatte. Was für ein Trottel, wenn man schon so etwas macht, hinterläßt man doch keine so offensichtlichen Spuren. Ich beschloß, ihn am nächsten Tag auf seine Unterlassungssünde aufmerksam zu machen. Ich rief die Seiten selbst nicht auf, aber eine Adresse weckte meine Neugier, die ich allerdings erst nach Feierabend befriedigen wollte. Vom Namen der Seite war eindeutig, dass es sich um eine Sexkontaktseite handelte. Eigenartig, so etwas war mir nie in den Sinn gekommen. Irgendwie war diese Entwicklung, wie so vieles, an mir vorüber gegangen. Natürlich wußte ich, dass sie existierten, immerhin kommt man an den schreierischen Werbungen auf einschlägigen Seiten kaum vorbei. Dass dieses eine für mich relevante Option sein könnte, war mir aber bislang nicht aufgegangen. Irgendwie war dies eine „Szene", und Szenen hatte ich nie angehört. Bis jetzt. Nun verging die Zeit noch langsamer bis zum Feierabend. Komisch, lange hatte mich nichts mehr aufgeregt oder beunruhigt. Nun aber konnte ich kaum meinen Geist vom Ausmalen sexueller Szenarios mit gesichtslosen fremden Damen abhalten. Ein Energieschub, auf den ich gar ... nicht vorbereitet war. Lange war ich nicht mehr wirklich neugierig gewesen. Nun war die Neugier fast schmerzhaft, fiebrig. In vollkommener Unverbindlichkeit manifestierte sich eine überfällige Offenheit, sich dem Unvorhersehbaren anzuvertrauen. Einfach mal einem Impuls zu folgen, mich selbst überraschen. Das Anlegen des Profils war umsonst und ermöglichte danach in den vorhandenen Profilen ohne Beschränkung zu stöbern. Ich sah mir auch die Profile von Geschlechtsgenossen an, nicht weil ich in dieser Richtung ebenfalls neugierig war, sondern um zu sehen, wie andere sich und ihre Bedürfnisse darstellten. Dabei fiel mir auf, dass es sehr wohl eine etablierte Szene zu geben schien, und dann das Heer derjenigen, die einfach mal einen Versuch starten wollen, etwas anderes zu erleben. Leute wie mich. Das war eine kleine Offenbarung. Wie auch die Fragen in dem Kontaktformular, deren Banalität und Intimität mich zu Nachdenken über mich als sexuelles Wesen, meine Vorlieben und Selbsteinschätzung zwangen. Die Frage kam auf, ob es Sinn macht sich neu zu entwerfen, als ein anderer, von aller Vergangenheit befreiter Kunstmensch, ungleich attraktiver und mysteriöser, voller Anekdoten über fiktive Eroberungen und dergleichen, oder ein authentisches Abbild dessen, als was ich mich empfand, oder so wie andere mich vermutlich wahrnehmen konnten, wohl wissend um die Qualitäten, auf die ich stolz sein konnte und die Schwächen, die komplettierend Offenheit und Ehrlichkeit zur Schau stellten. Mein ...