1. Das Fenster Teil 01


    Datum: 20.08.2017, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    zierliche Revanchistin lächelte mich an. „Das ist das Mindeste", meinte sie. „Danke", erwiderte ich und schaute sie verwundert an. „Was machen sie, wenn sie keine Räder wechseln", fragte sie unverhohlen und schaute auf den Papierfetzen. „Ich versuche Bilder mit Worten zu malen, der Rest ist pure Fantasie", antwortet ich offen. Sie lächelte. „Ich habe sie gestern am Fenster sitzen sehen, vor ihrem Tisch. Das schnelle Klappern hatte mich neugierig gemacht". Ich schaute sie verwundert an. Sie war es also. „Dann betreiben sie Wortmalerei", kommentierte sie meine Antwort. „Wenn sie so wollen." „Kann man davon leben". „Eher nicht, andere leben davon. Und, was machen sie, wovon man leben kann", fügte ich hinzu. „Ich bin Meeresbiologin, arbeite seit kurzem für ein Institut. Meine Erstanstellung. Bin für ein paar Monate hier, um den Fischfang zu beobachten, werden immer weniger Altfische gefangen. Ist ein Problem für die Population. Es werden eben zu viele der Jungfische gefangen, zu enge Netze, dann wächst nichts altes nach, was den Bestand hält, da kann sich die Population nicht so regenerieren wie es sein müsste. Ich überprüfe die Fangquoten. „So so, Altfische, dachte immer, es sei anders herum". Sie lachte herzhaft. „Altfische sind wichtig". Ich schmunzelte. Ich schaute auf ihre schlanken Hände, die ihre Kaffeetasse hielten, betrachtete die filigranen Finger, die unlackierten Fingernägel. Das tat ich bewusst. Unbewusst musterte ich ihre Brüste, ihren Bauch, ihren Schritt und ...
    ihre Hüften. Ich war wie alle Männer. Natürlich geeicht. Aber die Hände einer Frau waren für mich ein bewusstes Objekt meiner Wahrnehmung. Ich fragte mich dabei immer, ob es mir gefallen würde, mich von ihnen berühren zu lassen. Ich beantwortete mir die Frage mit einer Aufforderung. „Bitte setzten sie sich doch". Sie griff sich einen Stuhl und setzte sich zu mir an den Tisch. Sie schien interessant. Sie war jünger als ich. Das war unerheblich. Sprich weiter, damit ich dich sehe, dachte ich. „Sie sind also kein Schriftsteller", fragte sie. „Nein, ich führe Tagebuch, aber anders, als es gemeinhin üblich ist. In anderer Form". Sie nahm einen Schluck Kaffee. „Andere Form", fragte sie. „Ich denke mir Geschichten aus, in denen ich mich spiegele. Nur 'ich' weiß, wo ich mich darin sehe". „Sie spielen verstecken mit sich selbst". Ich lachte. „Wenn man so will", meinte ich. „Es ist bei jedem Autor so, in jeder Geschichte steckt ein Teil seines Selbst. Und, wie ist es bei ihnen, führen sie Tagebuch?". „Nein, nicht mehr, keine Zeit". „Das Leben ist zu kurz, um keine Zeit zu haben", antwortete ich. Sie schaute mich an. „Vielleicht werde ich ja in einer ihrer Geschichten auftauchen", meinte sie. Ich nahm mir ein paar Millisekunden Zeit, dachte an den Weg, den ich heute morgen gelaufen war, an meine Gedanken während des Laufens, an den Radwechsel. „Ich weiß nicht, ob es Bedeutung hat", antwortete ich ehrlich. „Muss alles im Leben eine Bedeutung haben?". „Alles im Leben bedeutet mir etwas", ...
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