1. AKTE X - Gefallen 1944


    Datum: 30.09.2016, Kategorien: Reif, Tabu,

    Ein alter Schlager von Zarah Leander heißt ‚Eine Frau wird erst schön durch die Liebe‘– inwiefern diese Behauptung stimmt, läßt sich wissenschaftlich nicht beweisen; jedoch sollte es Erna Pachulke aus Berlin vergönnt sein, diese Erfahrung zu machen. Die Geschichte begann im Sommer des Jahres 2001: Erna Pachulke war damals 80 Jahre alt. Seit jeher lebte sie in der Wohnung, in die sie mit ihrem Mann Heinz kurz nach ihrer Hochzeit eingezogen war. Heinz war Ernas Jugendliebe gewesen – sie hatten sich schon aus der Kindheit gekannt; Heinz war drei Jahre älter als Erna und der Mädchenschwarm des ganzen Stadtviertels gewesen. Als die Nazis an die Macht kamen, waren beide gegen die ‚neuen Herren‘ gewesen, aber als 1939 die Einberufung gekommen war, war Heinz ohne zu murren eingerückt: ‚Right or wrong – my country!‘ Da Heinz es ab und an nicht unterlassen konnte, den ‚größten Feldherren aller Zeiten‘ zu parodieren, hatte man ihn kurzerhand an die Ostfront abkommandiert, wo er am 20. April 1944 ‚auf dem Felde der Ehre‘ gefallen war. Nach dem Krieg hatte Erna Pachulke, wie so viele Frauen ihrer Generation, kräftig mit angepackt; das hatte sie auch ein wenig von der Trauer um ihre große Liebe abgelenkt. Aber auch, als alles wieder in Schwung gekommen war, wollte Erna Pachulke sich nicht wieder neu binden – viel zu sehr hing sie noch immer an ihrem Heinz! Zum Glück konnte sie wieder ihre alte Wohnung beziehen; außerdem hatte sie die meisten Kleidungsstücke ihres verstorbenen Mannes vor ...
    den Bomben retten können - diese hegte und pflegte sie, wie sonst nichts auf der Welt! In den darauffolgenden Jahren hatte Erna Pachulke auch mit den meisten ihrer Nachbarn Glück gehabt: Fast alle waren freundlich, hilfsbereit und verfügten über gute Umgangsformen. In den frühen 1990er Jahren war eine junge Familie mit einer sehr netten Tochter eingezogen: Gaby Seiffert war sehr nett und hilfsbereit. Da Erna Pachulke damals schon nicht mehr ganz so rüstig war, half ihr das Mädchen, wenn sie konnte: Sie ging für ‚Oma Erna‘, wie sie sie liebevoll nannte, bei Gelegenheit mal einkaufen und half ihr auch schon mal bei der Wäsche. Zwischen den beiden entstand eine gewisse Freundschaft; und so blieb es nicht aus, als Gaby in die Pubertät kam, daß sie ‚Oma Erna‘ Dinge fragte, welche ihr vor ihren Eltern zu peinlich waren. Eines Abends im Sommer 2001 saß Erna Pachulke gerade vor dem Fernseher, als es gegen 22.00 Uhr an ihrer Tür klingelte. Sie ging zur Wohnungstür, lugte vorsichtig durch den Spion und war plötzlich einer Ohnmacht nahe: Da draußen stand Heinz – IHR Heinz; oder zumindest ein Mann, der genauso aussah, wie sie ihn in Erinnerung hatte! Zudem trug er eine Heeresuniform der Deutschen Wehrmacht mit einer Schützenschnur auf seiner rechten Brust. Erna war so verwirrt, daß sie diesem Mann die Tür öffnete – das mußte einfach ihr Heinz sein! „Heinz“, begrüßte sie ihn mit völlig erstauntem Gesichtsausdruck. „Erna“, antwortete er, trat ein und umarmte und küßte die völlig überraschte ...
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