1. Die Wette


    Datum: 26.09.2016, Kategorien: Erotische Verbindungen,

    Langsam nur werde ich wach. Meine Lieder fühlen sich schwer an. Ich bin desorientiert. Wie spät ist es? Es ist fast komplett schwarz in dem Raum, in dem ich mich befinde. Wo bin ich? Definitiv nicht in meinem Bett, soviel ist klar. Wo also bin ich? Ist das hier überhaupt ein Bett? Es fühlt sich seltsam hart an, eher an wie eine Art Bank. Ich versuche aufzustehen, merke jedoch, dass meine Handgelenke, meine Beine und mein Oberkörper am Bett festgezurrt sind. Panik macht sich in mir breit. Ich rufe. Vor mir bewegt sich etwas. Eine Art Rattern. Ich erschrecke, aber es sind nur elektrische Rollladen, die wie auf Knopfdruck an der mir gegenüberliegenden Wand hochgehen. Langsam weichen die Rollladen nach oben und geben den Blick frei. Aus bodentiefen Fenstern blicke ich in die Nacht hinaus. Von oben erkenne schemenhaft einen nachtschwarzen Fluss, der die Lichter der Stadt reflektiert. Eine hell erleuchtete Skyline funkelt mich an. Frankfurt. Der Ort, an dem ich mich mit Marcel treffen wollte. Zwei Personen öffnen irgendwo hinter mir eine Tür und kommen herein. Es ist Marcel, zusammen mit einer Frau. Ich zapple und rufe nach ihm, er soll mich losbinden! Was ihm einfällt!? Ich habe Angst, versuche es mir aber nicht anmerken zu lassen. Warum bin ich gefesselt? Warum bin ich hier? Mach mich los!, wüte ich und zapple dabei hin und her, soweit mir die Fesseln Spiel lassen. Er schaut mich an. Ich werde richtig böse, beschimpfe ihn mit allen möglichen Begriffen, die mir einfallen. Er ...
    schaut nur zu. Ich verstehe seinen Blick nicht. Er wirkt nicht böse, nicht grimmig, am ehesten gespannt. Seine dunkelbraunen Augen verraten jedoch wenig von seinen Gefühlen, und seine Mimik ist fast undurchdringlich. Er wirkt abwartend, mustert mich einfach. Als ich merke, dass meine Forderungen nicht bei ihm ankommen, wende ich mich an die Frau neben ihn, die wie Marcel bisher noch kein Wort gesagt hat. Erst jetzt nehme ich sie wirklich wahr. Sie ist groß, schlank, und hat langes blondes Haar. Ihre im schemenhaften Licht grün wirkenden Augen schauen mich interessiert und neugierig an. Ich versuche sie dazu zu überreden, mir zu helfen, mich gehen zu lassen, die Fesseln zu öffnen. Ich weiß nicht, was ihr für ein Spiel spielt, sage ich, aber lasst mich einfach gehen, ok? Bitte! Ich werde nichts sagen, ich will einfach nur weg hier und nie wiederkommen. Marcel kommt auf mich zu. Ich sage nichts mehr. Tausend Fragen schießen mir durch den Kopf. Warum bin ich hier? Warum bin ich gefesselt? Wer ist die Frau? Was wollen sie von mir? Heute nachmittag habe ich Marcel kennengelernt. Ein triviales Online-Date. Eines von vielen, das ich schon hatte. Er hatte mich am Bahnhof abgeholt und zusammen sind wir in einen Biergarten gegangen. Er machte einen lockeren, entspannten Eindruck auf mich und ich genoss die Stunden mit ihm. Endlich einer, der tatsächlich so zu sein schien, wie sein Profil und die Emails es versprachen: charmant, lustig, aufmerksam. Gutaussehend. Oh ja, ich konnte mein Glück ...
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